Mats Hummels bei AS Roma

Mats Hummels kämpft sich zurück

29. Nov 2024, 14:09 Uhr

Happy End in der ewigen Stadt? Immerhin ist der Anfang für Mats Hummels nach seinem ersten Treffer für die AS Roma gemacht. (Foto: Paul Phelan / Pro Sports Images / Imago Images)
Happy End in der ewigen Stadt? Immerhin ist der Anfang für Mats Hummels nach seinem ersten Treffer für die AS Roma gemacht. (Foto: Paul Phelan / Pro Sports Images / Imago Images)

Sein Treffer zum 2:2 gegen Tottenham in der Europa League könnte für Mats Hummels der Wendepunkt bei der AS Roma sein. Der Ex-Dortmunder profitiert nach schwerer Anfangszeit vom neuen Trainer Claudio Ranieri. Dieser lobt ihn als „großen Champion“.

Von Sven Haist, London

Womöglich hätte es für Mats Hummels keinen versöhnlicheren Ort für eines seiner wichtigsten Tore geben können als London. Denn dort verlor der frühere deutsche Nationalspieler mit Borussia Dortmund zwei Champions-League-Finals im Wembley-Stadion, 2013 gegen den FC Bayern und 2024 gegen Real Madrid. Die Partien markieren die schmerzhaftesten Niederlagen seiner Laufbahn. Am Donnerstag erzielte Hummels nun in der englischen Hauptstadt gegen Tottenham Hotspur in der Europa League seinen ersten Treffer für die AS Roma, nicht im Wembley zwar, aber im nahe gelegenen Tottenham Hotspur Stadium. Er drückte eine Flanke mit dem Schienbein aus kurzer Distanz in der Nachspielzeit über die Linie. Im September war der 35-Jährige nach einem vereinslosen Sommer nach Rom gewechselt, nachdem sein Arbeitsverhältnis in Dortmund bekanntlich ausgelaufen war. Mit dem Tor zum 2:2-Ausgleich rettete Hummels seinem neuen Klub einen Punkt – der für ihn zum Wendepunkt werden könnte.

Das Match gegen Tottenham wirkte wie ein Schnelldurchlauf der bisherigen Zeit des Abwehrspielers in der ewigen Stadt. Im ersten Startelfeinsatz für die Italiener nach fast drei Monaten verursachte MAts Hummels früh einen von Heung-min Son verwandelten Elfmeter. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich war er es erneut, der sich beim abermaligen Rückstand in der ersten Halbzeit nicht unbedingt geschickt anstellte: Er konnte im Zweikampf mit Tottenhams Dejan Kulusevski die entscheidende Flanke auf den Torschützen Brennan Johnson nicht unterbinden. Die Szenen glichen dem Verlauf seiner zuvor nur zwei Einwechslungen, in denen er ähnlich unglücklich agierte. Beide Spiele gingen verloren, bei seinem ersten Auftritt unterlief ihm sogar ein Eigentor.

Claudio Ranieri sagt, Hummels habe sich „wie ein Löwe“ zurückgekämpft

Trotzdem ließ sich Hummels nicht unterkriegen, er bewies enormen Willen und spielte seine ganze Erfahrung aus. Nach dem Match lobte ihn Trainer Claudio Ranieri euphorisch als „großen Champion“, der nicht aufgebe und den die Mannschaft benötige. Dabei vertraute Ranieri Hummels die zentrale Position in der Dreierkette an. Hummels habe sich „wie ein Löwe zurückgekämpft“, sei eine Schlüsselfigur in der Abwehr und habe für Sicherheit gesorgt, betonte der 73-Jährige. Auch die Gazzetta dello Sport, die Hummels zuletzt stark kritisiert hatte, würdigte ihn jetzt: Die Roma habe ein „unerwartetes Ass wiederentdeckt“, schrieb die Zeitung.

 Genauso wichtig wie das Tor-Erlebnis dürfte für Hummels der kürzlich erfolgte Trainerwechsel bei der Roma gewesen sein. Nach dem Kurz-Intermezzo des Kroaten Ivan Jurić, der im September die Klubikone Daniele De Rossi abgelöst hatte, verpflichtete die Roma den Veteranen Ranieri. Dem Italiener gelang sein größter Erfolg einst bei Leicester City, als er den Klub 2016 sensationell zur Meisterschaft in der Premier League führte und die Buchmacher damit zur Verzweiflung trieb (Quote 5000:1). Damals hatte er mit dem Deutschen Robert Huth und Wes Morgan auf ein Abwehrduo gesetzt, das an zwei majestätische Elefanten erinnerte. Ranieris Vorgehen wirkt jetzt erneut, als wolle er um den Routinier Hummels herum eine Mannschaft aufbauen.

Beinahe wäre Mats Hummels im Sommer nach Brighton gewechselt

Dieser scheint dafür noch gut genug zu sein. Trotz seines fortgeschrittenen Alters stand er im Sommer unmittelbar vor einem Engagement beim aufstrebenden Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion. Deren deutscher Trainer Fabian Hürzeler erzählte kürzlich in einem Bild-Podcast, die eigene Datenanalyse habe Hummels unter den „Top-10 von allen Innenverteidigern weltweit“ gesehen. Allerdings sorgte sich Brighton angesichts der Führungspersönlichkeit des Spielers um die Struktur in der Mannschaft, die vermutlich einen Abschied eines anderen Profis erforderlich gemacht hätte. Dies sei „in der Kürze der Zeit nicht möglich“ gewesen, sagte Hürzeler.

Das geplatzte Engagement in Brighton erschwerte es Mats Hummels, sich für diese Saison in Form zu bringen. Er absolvierte drei Monate lang kein Teamtraining. Der Fitnessrückstand war ihm in Rom zunächst anzumerken, zudem plante Ex-Coach Jurić nicht wirklich mit ihm. Sein Einstieg sei zwar „anders als erhofft“ verlaufen, räumte Hummels vor dem Tottenham-Spiel ein. Aber der neue Trainer gebe ihm jetzt das notwendige Vertrauen. Ranieri glaubt, dass Hummels für die Roma in Zukunft „nicht nur gut, sondern außergewöhnlich gut sein“ könne. Die Fans werden noch begeistert sein, dass sie „den Meister, den sie in Deutschland bewundert“ hätten, jetzt im eigenen Verein haben, betonte er. Hummels ist ebenfalls überzeugt, dass sein Wirken bei der AS Roma letztlich zum „Happy End“ führen werde. Mit London ist ihm das schon mal gelungen.

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