BVB in der Champions League

Laudatio für Fußballkämpfer

08. Mai 2024, 15:18 Uhr

Borussia Dortmund feiert den Einzug ins Finale der Champions League. (Foto: Sébastien Muylaert / Imago)
Borussia Dortmund feiert den Einzug ins Finale der Champions League. (Foto: Sébastien Muylaert / Imago)

Borussia Dortmund besiegt das individuell besser besetzte Paris Saint-Germain und steht im Finale der Champions League. Der Erfolg beweist, dass Teamgeist und Einsatzwille im Fußball nach wie vor das Wichtigste sind. Thierry Henry lobt den BVB – und vor allem Mats Hummels.

Von Sven Haist, London

Thierry Henry, einer der weltbesten Angreifer seiner Zeit, hielt am Dienstagabend quasi eine Laudatio auf den Finaleinzug von Borussia Dortmund in der Champions League. Beim US-Sender CBS erklärte der französische Welt- und Europameister in der Analyse des Halbfinalduells mit Paris Saint-Germain, dass in der Öffentlichkeit immer viel über Fallrückzieher, Übersteiger und Solodribblings in der Öffentlichkeit gesprochen werde – aber die Einsatzbereitschaft und der Zusammenhalt im Fußball „immer das Wichtigste“ bleiben würden. Wenn man als Mannschaft nicht kämpfe, verfügte Henry, sei man nicht mal nah dran, den Titel in der Champions League zu gewinnen. Und dies habe Borussia Dortmund aus der Sicht des früheren Arsenal- und Barcelona-Stürmers in dieser Saison eindrucksvoll bewiesen.

Thierry Henry lobt Borussia Dortmund und Mats Hummels überschwänglich.

Der BVB besiegte auf dem Weg ins Endspiel im Londoner Wembley-Stadion (1. Juni) in der Tat mehrere individuell besser besetzte Klubs, indem sie mit den Grundtugenden des Fußballs gegenhielten. In den beiden Partien gegen PSG überzeugten die Dortmunder jeweils mit ihrer Ausrichtung. Sie agierten aus einer kompakten Defensivformation heraus und besaßen im Ballbesitz dennoch Mut, den Ball zu behaupten und sich Torchancen zu erspielen. Das Rückspiel glich fast einer Kopie des Hinspiels, jeweils gewann der BVB mit 1:0. Das Team ging in Führung und verteidigte den Vorsprung geschickt über die Zeit. Diesmal traf der Verteidiger Mats Hummels nach einem Eckball.

Das Potenzial von Borussia Dortmund war schon im Herbst zu erkennen

Dass Borussia Dortmund in dieser Saison einen anderen Schneid besitzt als in den Vorjahren, war schon in der Hinrunde zu erkennen. Damals gewann der alte Leidenschaftsklub aus dem Ruhrgebiet in der Vorrunde nach nur einem Punkt aus zwei Spielen bei Newcastle United. Die Elf von Trainer Edin Terzić trat englischer als die Engländer selbst auf: körperbetont, widerstandsfähig, zielstrebig. Diese Attribute konnte der BVB in den weiteren Runden immer wieder abrufen, auch gegen PSG liefen die Dortmunder in beiden Matches deutlich mehr.

 Der Behauptungswille war vor allem in der Schlussphase zu erkennen, als sich der BVB vehement den Angriffsbemühungen des Favoriten entgegenstellte. Obwohl die Paris insgesamt sechs Mal den Pfosten und die Latte trafen, blieb Borussia Dortmund ohne Gegentor. Er wisse zwar nicht warum, sagte Henry, aber bei derjenigen Mannschaft, die geschlossen verteidige, würde der Ball tendenziell nicht ins Tor gehen, sondern herausspringen. Der größere Teamaufwand sei diesmal auf der Seite des BVB zu beobachten gewesen, fand er.

Wer richtig fightet, kommt in der Regel weiter, sagt Thierry Henry

Dabei verkörperte kaum ein Spieler die leidenschaftliche Abwehrarbeit mehr als der Torschütze Hummels. In seiner eventuell letzten Saison bei Borussia Dortmund spielte der Verteidiger seine Erfahrung aus und trieb die Mannschaft mit seinem Erfolgshunger an. Der Champions-League-Titel ist der letzte große Titel, der ihm im Vereinsfußball noch fehlt. Die tiefe Abwehrformation kam seiner Zweikampfstärke und seinem Spielverständnis zugute. Kurz vor Spielende entschied der 35-Jährige sogar ein wichtiges Laufduell gegen den pfeilschnellen Kylian Mbappé für sich, der dadurch nicht mit einem Pass hinter die Abwehrkette bedient werden konnte. Hummels habe gegen die besten Stürmer bestanden, lobte Henry, und dazu den allesentscheiden Treffer erzielt. „Das muss man anerkennen.“

Auch Real Madrid und der FC Bayern können kämpfen

Den Dortmundern schienen in der Auseinandersetzung mit PSG die Eindrücke aus dem Aufeinandertreffen in der Gruppenphase zu helfen. Das erste Duell in Paris verlor der BVB, in der zweiten Partie kassierte der Klub spät den Ausgleichstreffer. Diesmal trat der Bundesligist wesentlich entschlossener und mutiger auf – und besaß das richtige Timing, um am Ende die Defensive mit einem fünften Abwehrspieler zu stärken und die Außenpositionen im Mittelfeld mit nach hinten verlässlicheren Profis abzudecken. Henry sagte in der Bewertung der PSG-Leistung treffend, dass die auf der anderen Seite „nicht dumm“ seien und ihre Lehren aus den vorigen Spielen gezogen hätten. PSG hätte mit aus seiner Sicht mit jener Intensität das Spiel aufnehmen müssen, mit der sie es beendeten, so Henry.

Das Fazit des Fachmanns war, dass in der Regel die Mannschaften in der Champions League weiterkämen, die richtig kämpfen würden. Solche Klubs wie Borussia Dortmund müssten deswegen „mehr Anerkennung“ erhalten. Die Herausforderung für den BVB im Hinblick auf das Finale ist allerdings, dass sowohl Real Madrid als auch der FC Bayern diese Fähigkeiten in dieser Champions-League-Saison auch schon unter Beweis gestellt haben.

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