Granit Xhaka beim AFC Sunderland
Sofort wieder Chef
19. Aug. 2025, 01:47 Uhr

Granit Xhaka beeindruckt nach seinem Wechsel von Bayer Leverkusen auf Anhieb beim 3:0-Sieg des AFC Sunderland gegen West Ham. Der Schweizer soll den Aufsteiger zum Ligaerhalt führen – als Kapitän, womit sich für Xhaka eine besondere Serie fortsetzt.
Selbst Granit Xhaka, der als Spitzenfussballer auf nahezu allen Bühnen des Weltfussballs aufgelaufen ist, zeigte sich nach seinem Debüt im Stadium of Light tief beeindruckt von den Ovationen der Fans des Sunderland AFC. Nach dem ersten Saisonspiel des Premier-League-Aufsteigers drehte der Schweizer Rekordnationalspieler eine Ehrenrunde. Die Anhänger jubelten ihm zu und drückten ihre Dankbarkeit darüber aus, dass ein Spieler seines Formats, der mit Bayer Leverkusen und zuvor dem Arsenal FC grosse Erfolge gefeiert hat, nun im ehrwürdigen Stadion aufläuft. Seine Emotionen fasste Xhaka später auf Instagram zusammen – mit zwei Fotos und den Worten: «Was für ein Start, was für ein Willkommen, was für ein Nachmittag – einfach grandios!»
Der AFC Sunderland überzeugt mit einer konsequenten Defensivtaktik
Seine Reaktion war keineswegs übertrieben. Schon im ersten Pflichtspiel für Sunderland eroberte Xhaka die leidenschaftlichen Herzen der Menschen in der Hafenstadt im Nordosten Englands. Und führte seinen Klub für einige Stunden sogar an die Tabellenspitze. Mit 3:0 (0:0) besiegte der Neuling nach jeweils vier Jahren in der zweiten und der dritten Spielklasse den Erstligaveteranen West Ham United. Und stand gemeinsam mit Tottenham Hotspur auf Platz eins, bis Manchester City im Abendspiel bei den Wolverhampton Wanderers vorbeizog (4:0).
«Wir haben die Energie der Fans im Stadion gespürt», sagte Sunderlands Trainer Régis Le Bris über die eigene Anhängerschaft. Tatsächlich verlieh die Euphorie dem Team spürbare innere Stärke. Im Match gegen West Ham setzte der Franzose Le Bris auf eine kompakte, aggressive und physische Defensive. Sunderland verteidigte konstant in der eigenen Hälfte und wartete auf Konterchancen. Die ersten zwei Tore resultierten aus einfachen Halbfeldflanken, zunächst von der linken, dann von der rechten Seite, die der Torjäger Eliezer Mayenda (61. Minute) und der Innenverteidiger Daniel Ballard (73.) aus beträchtlicher Distanz mit dem Kopf ins Tor beförderten. In der Nachspielzeit traf zudem Wilson Isidor nach einem Konter.
Granit Xhaka war der Spiritus Rector des Teams
Obwohl Granit Xhaka an keinem Treffer direkt beteiligt war, war er doch gewissermassen der Spiritus Rector des Teams. Der 32-Jährige agierte wie ein Quarterback, blieb bei den eigenen Offensivaktionen stets hinter dem Ball, um die Abwehr abzusichern. Er strukturierte das Spiel seiner Mannschaft, gab den Rhythmus vor und coachte seine Mitspieler taktisch wie ein Trainer. In dieser Rolle als Abräumer und Ballverteiler im hinteren Mittelfeld hatte er schon in Leverkusen gewirkt. Seine Leistung fiel nicht nur den Sunderland-Fans auf, die ihn in den sozialen Netzwerken überschwänglich lobten. Sondern auch den englischen Sportmedien. Die «Times» urteilte, Xhaka habe ein «starkes Debüt» hingelegt, sei auf dem Platz ein Anführer gewesen und habe das Duell mit West Hams Lucas Paquetá klar für sich entschieden.
Nach dem Spiel hielt Xhaka in der Kabine eine Ansprache an seine Kollegen. Er habe vor allem über Zusammenhalt und die Bedeutung des gemeinsamen Leidens auf dem Platz gesprochen, erzählte später der Trainer Le Bris, der im Sommer 2024 den Posten in Sunderland übernommen hatte. Zuvor hatte er in Frankreich beim FC Lorient überzeugt. Der Trainer hatte vor der Partie bekanntgegeben, Xhaka zum Captain des Teams zu ernennen. Die Entscheidung war nur insofern überraschend, als der Schweizer neu nach Sunderland gekommen ist. Denn in Bezug auf Führungsstärke und Erfahrung ist Xhaka allen anderen Spielern überlegen. Zudem ist das Team ohnehin nahezu komplett neu zusammengestellt worden.
Gegen West Ham feierten acht Spieler ihr Sunderland-Debüt
Gegen West Ham feierten gleich acht Spieler ihr Debüt, sieben von ihnen standen in der Startelf. So erklärte Le Bris, für ihn sei schon nach nur zehn Minuten auf dem Trainingsplatz festgestanden, dass die Captain-Wahl auf Xhaka falle. Derart überzeugend war der Schweizer aufgetreten. Damit setzt Granit Xhaka eine besondere Serie fort, die nur wenige internationale Spitzenspieler vorweisen können: Abgesehen von seiner ersten Profi-Station im FC Basel war er in all seinen Klubs sowie in der Nationalmannschaft Captain – bei Borussia Mönchengladbach, beim Arsenal FC (wenn auch nur für kurze Zeit, da er aufgrund eines Zwischenfalls wieder abgesetzt wurde), in Leverkusen und nun in Sunderland. «Ich bin unglaublich stolz», sagte er pflichtbewusst und bezeichnete seine Ernennung zum Captain in Sunderland als grosse Ehre.
Erwartet wird von ihm, das Team zum Ligaerhalt zu führen. Die Überlebensstrategie des Arbeiterklubs in der Premier League wurde dabei von den Fans in einer eindrucksvollen Choreografie zusammengefasst. Sie stellten die Sage des unbändigen Lambton-Wurms aus der Grafschaft Durham nach, der von einem tapferen Helden aus der Region besiegt wurde. Auf einem Banner stand der Spruch: «Der Mensch, der siegt, ist der Mensch, der glaubt, dass er es kann.»
Bisher hat Sunderland 150 Millionen Euro für neue Spieler investiert
Und beim Sunderland AFC glauben vor allem zwei Männer an den Ligaerhalt: Granit Xhaka – und sein Landsmann Kyril Louis-Dreyfus. Der Milliardenerbe führte den Verein in viereinhalb Jahren aus der dritten in die erste Liga. Im Sommer investierte der Sohn des früh verstorbenen Strippenziehers Robert Louis-Dreyfus 150 Millionen Euro in das Kader. Am Samstag verfolgte Louis-Dreyfus den Match in der Ehrenloge – und jubelte seiner Mannschaft zu.
Schweizerdeutsch in Sunderland
Zwei Schweizer, ein englischer Traditionsklub: Milliardenerbe Kyril Louis-Dreyfus holt Granit Xhaka von Bayer Leverkusen zum Premier-League-Aufsteiger AFC Sunderland. Der Mittelfeldstrage soll den Aufsteiger etablieren - und löst bei seiner Ankunft Euphorie aus.
