Chelsea schlägt Meister Liverpool

Chelsea forscht: Kein Spieler ist älter als 27

06. Mai 2025, 17:57 Uhr

Chelsea forscht: Auch Cole Palmer ist gerade erst 23 geworden. (Foto: Paul Terry / Sportimage / Imago Images)
Chelsea forscht: Auch Cole Palmer ist gerade erst 23 geworden. (Foto: Paul Terry / Sportimage / Imago Images)

Der FC Chelsea wahrt die Chance auf die Teilnahme an der Champions League durch einen Sieg gegen Meister Liverpool. Sollte die Qualifikation gelingen, könnte das eigene Jugendmodell zum Vorbild für andere Klubs werden.

Von Sven Haist, London

Ein Spiel, an dessen Ende alle jubeln, gibt es eigentlich nicht, schon gar nicht im Fußball. Doch die Atmosphäre nach dem Premier-League-Match zwischen dem FC Chelsea und dem FC Liverpool am Sonntagabend wirkte, als hätten beide gewonnen. Beide Fanlager feierten im Stadion an der Stamford Bridge ausführlich, die Gefühlslage war so ausgelassen wie auf einem Volksfest.

Das lag zum einen an Chelseas Erleichterung über einen immens wichtigen Erfolg, und zum anderen an den Gästen aus Liverpool, die sich nicht an der Niederlage ihrer Mannschaft zu stören schienen. Stattdessen ließen sie die Spieler für die bereits klargemachte Meisterschaft erneut hochleben. Womöglich kam dem Trainer Arne Slot die Pleite nicht mal ungelegen, weil sie verdeutlichte, dass die Qualität bei einigen Ersatzspielern nicht höchsten Ansprüchen genügt und Verstärkung für die nächste Saison benötigt wird.

Die Ausreißer im Establishment sind Nottingham und Chelsea

Durch das kurzweilige 3:1 (1:0) hält Chelsea weiter Kurs in der Premier League, sich erstmals nach drei Jahren wieder für die Champions League zu qualifizieren. Hinter Liverpool streiten sich sechs Klubs um vier weitere Königsklassenstartplätze. Der Wettbewerb ist intensiv und ausgeglichen; selbst der Tabellenzweite Arsenal (67 Punkte), der am Mittwoch das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Paris Saint-Germain (Hinspiel 0:1) bestreitet, ist nach lediglich einem Sieg in fünf Spielen nicht ganz durch, der Vorsprung auf das siebtplatzierte Aston Villa (60 Punkte) beträgt gerade sieben Zähler. Dazwischen befinden sich Manchester City (3./64 Punkte), Newcastle United (4./63.), Chelsea (5./63) sowie Nottingham Forest (6./60), das ein Ligaspiel weniger ausgetragen hat.

Die zwei Ausreißer in diesem Establishment sind Nottingham, weil es in der Vorsaison lange um den Ligaverbleib zitterte, und eben Chelsea – weil es eine ganz andere Strategie als alle anderen verfolgt. Die Blues haben unter dem baseballaffinen Klubchef Todd Boehly ihren Kader zu einem Milliardenpreis drastisch verjüngt. In dieser Saison stand bisher kein Spieler auf dem Platz, der älter als 27 Jahre ist. So etwas sucht gerade im englischen Elitefußball seinesgleichen, wo Erfahrung bisweilen als Einstellungskriterium gilt. Chelseas Vorgehen wird von der Konkurrenz derzeit wie eine Forschungsarbeit studiert.

Das Risiko im Jugendmodell: Zuletzt fiel Spielmacher Cole Palmer in ein Formloch

Zuletzt offenbarten sich ein paar Risiken des Jugendmodells. Sie ließen sich am Spielmacher Cole Palmer festmachen, der plötzlich in ein Formloch fiel. Dem 22-Jährigen gelang von Mitte Januar an kein einziges Tor in 18 Pflichtspielen – bis nun zu seinem Elfmetertreffer gegen Liverpool in der Nachspielzeit. Palmers Durststrecke ließ sich auch damit begründen, dass die Leistungen bei jungen Spielern nun mal nicht so stabil sind wie bei Routiniers.

In dieser Zeit musste Chelsea, das mal der erste Verfolger von Liverpool in der Liga war, stark abreißen lassen. Dass der Klub nach dem enormen Umbruch jedoch überhaupt so schnell wieder oben angreift, beweist, dass Boehlys Idee aufgehen könnte. Eine Entscheidung darüber fällt in den restlichen Spielen. Für Chelsea geht es nächste Woche nach Newcastle – zu einem der ältesten Teams.

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