Auslaufende Verträge beim FC Liverpool
Pokern, bluffen, warten …
23. Feb. 2025, 17:47 Uhr

Vier Monate vor Vertragsende hat sich der FC Liverpool immer noch nicht mit den wichtigsten Spielern Mohamed Salah, Virgil van Dijk und Trent Alexander-Arnold geeinigt. Der Klub möchte nicht denselben Fehler machen wie Rivale Manchester City. Doch im Sommer können alle drei Spieler ablösefrei gehen.
Nicht mal dem beliebten Gary Lineker verriet Mohamed Salah ein paar Details zu seinen Vertragsverhandlungen mit dem FC Liverpool. Das berichtete Englands bekanntester Fußballkritiker in seinem Podcast „The Rest is Football“, nachdem sich beide unlängst am Liverpooler Trainingsgelände getroffen hatten. Stattdessen habe Salah ihn gefragt, in welchem Alter er einst seine Laufbahn beendet habe, erzählte Lineker. Als er antwortete, mit 32 damals nach Japan gegangen zu sein, konterte der Weltklasseangreifer süffisant, dies doch sicher des Geldes wegen getan zu haben. Ja, das sei so gewesen, räumte Lineker ein – woraufhin Salah witzelte, es wohl genauso zu machen. Dabei zwinkerte der Ägypter scherzhaft einem Klubmitarbeiter zu, der das Gespräch mithörte.
Salahs Frotzelei steht sinnbildlich für das spektakuläre Vertragsschattenspiel, das Liverpool und seine drei vermeintlich wichtigsten Angestellten seit vielen Monaten an der Anfield Road aufführen. Denn im Juni 2025 läuft nicht nur der Kontrakt des Torjägers aus, sondern auch die Arbeitspapiere des Kapitäns Virgil van Dijk und des Rechtsverteidigers Trent Alexander-Arnold. Dadurch könnten die drei Spieler den Klub im Sommer ablösefrei verlassen. Derzeit beträgt ihr Marktwert zusammengerechnet 150 Millionen Euro. Bei den Unterredungen der Beteiligten scheint bisweilen noch mehr gepokert, geblufft und abgewartet zu werden als in der Casinostadt Las Vegas.
Manchester City hat neun Ü-30-Spieler im Kader
Eine solche Konstellation hat es im Spitzenfußball womöglich noch nie gegeben. In der Regel drängen die Vereine darauf, mit ihren Leistungsträgern frühzeitig zu verlängern oder sie bei einer fehlenden Einigung zu verkaufen, um am Ende nicht unter Druck zu geraten. Doch in Liverpool sieht es so aus, als verhielte es sich momentan eher umgekehrt – als würde den Spielern eine Vertragsverlängerung mehr eilen als dem Klub. Der Grund dafür ist, dass Liverpool wohl unbedingt den Fehler von Manchester City vermeiden möchte, das in dieser Saison furios eingebrochen ist. Der Serienmeister beschäftigt neun Spieler im Kader, die inzwischen älter als 30 Jahre sind und gerade nicht mehr an ihr altes Niveau herankommen. Meistens sind erfahrene Spieler anfälliger für Verletzungen und zudem teurer. Vor dem direkten Duell in Manchester am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) liegt der Tabellenführer Liverpool 17 Punkte vor dem alten Rivalen City.
Es ist zwar davon auszugehen, dass Liverpool zwar gern die drei Leistungsträger über diese Saison hinaus behalten möchte. Allerdings ist das Management nicht ohne Weiteres bereit, den Forderungen der Akteure nachzugeben. Dem Vernehmen nach gehen die Vorstellungen finanziell und insbesondere bei der Laufzeit auseinander. Seit der Übernahme durch die US-Investmentgruppe Fenway Sports 2010 ist der Merseyside-Klub bestrebt, allenfalls nur wenige Profis über 30 unter Vertrag stehen zu haben. Und van Dijk ist 33, Salah 32 und Alexander-Arnold 26. Für die zwei erstgenannten könnte es wahrscheinlich der letzte hochdotierte Kontrakt im europäischen Fußball sein.
Real Madrid hat wohl Interesse an Trent Alexander-Arnold
Trotz der Weltklasseleistungen von Salah und van Dijk in dieser Saison besitzt der LFC eine gute Verhandlungsposition. Das liegt einerseits daran, dass der Verein über eines der besten Talentsichtungsabteilungen verfügt und unlängst selbst den Abgang des Trainers Jürgen Klopp durch Arne Slot ohne Einbußen kompensieren konnte. Und andererseits dürften sich die Optionen für Salah und van Dijk in Grenzen halten, weil viele Transfers von Spitzenspielern in fortgeschrittenem Alter selten für die aufnehmenden Vereine funktioniert haben. Die Beispiele zuletzt sind prominent: Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Sadio Mané, Casemiro. Bisher sind abgesehen vom hartnäckigen Interesse aus Saudi-Arabien für Salah keine Offerten bekannt.
Der FC Liverpool hat sich bisher zu keiner Personalie geäußert
Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass Liverpool mit Salah und van Dijk eine Vereinbarung findet. Zumal beide auch durchscheinen haben lassen, nach so vielen Jahren an der Anfield Road weiter bleiben zu wollen. Bisweilen wird in England sogar spekuliert, die Sache könnte schon ausverhandelt und nur die Bekanntgabe auf den Saisonendspurt aufgeschoben sein, um so vielleicht nochmals für einen Motivationsschub im Klubumfeld zu sorgen. Komplizierter gestaltet sich die Causa Alexander-Arnold. Offenbar ist hier Real Madrid gewillt, ihn als Nachfolger des Rechtsverteidigers Dani Carvajal zu engagieren. Ein solches Angebot hat noch kaum jemand ausschlagen, auch wenn Alexander-Arnold einmal sagte, es sei sein Traum, irgendwann Kapitän in Liverpool zu werden.
Der Kenntnisstand bei den Verhandlungen ist vage. Der FC Liverpool hat sich noch zu keiner Personalie geäußert. Das Gefühl von Gary Lineker ist derweil, dass Mohamed Salah am Ende in Liverpool unterschreibt.

Der erste Zug des Königs
Mohamed Salah beklagt sich öffentlich über ein fehlendes Angebot zur Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags beim FC Liverpool. Damit erhöht er den Druck auf den Klub, seinen Erwartungen zu entsprechen. Das Taktieren wirkt wie eine Partie Schach.