Schiedsrichter David Coote
Abpfiff für David Coote
10. Dez. 2024, 18:03 Uhr
Englands Schiedsrichterverband PGMOL beendet das Arbeitsverhältnis mit David Coote. Auf kürzlich veröffentlichten Videos soll er Jürgen Klopp beleidigt haben und unter Verdacht des Drogenkonsums geraten sein. Unabhängig davon ermittelt die FA wegen einer möglichen Spielmanipulation.
Das höchste Gut eines Schiedsrichters sind Glaubwürdigkeit und Akzeptanz. Sobald beides einmal verspielt ist, lassen sie sich kaum wiederherstellen. Dies bekommt nun der englische Premier-League-Referee David Coote zu spüren. Er hat mit seinem Verhalten zuletzt seine Reputation und Professionalität schwer beschädigt.
Am Montag verlautbarte die englische Schiedsrichtervereinigung PGMOL, das Arbeitsverhältnis mit Coote „mit sofortiger Wirkung“ aufgelöst zu haben. Nach Abschluss einer gründlichen Untersuchung habe man das Handeln des 42-Jährigen als „schwerwiegenden Verstoß gegen die Bestimmungen seines Arbeitsvertrags gewertet und seine Position als unhaltbar eingestuft“, heißt es in der Erklärung. Von David Coote gab es zu dieser Entscheidung bislang keine Stellungnahme. Er hat grundsätzlich das Recht, gegen die fristlose Kündigung in Berufung zu gehen.
Die Vorwürfe der Spielmanipulation weist David Coote entschieden zurück
Zu Cootes Absetzung führten zwei im vergangenen November veröffentlichte Videos. Auf dem einen ist zu sehen, wie offenbar Coote den FC Liverpool und den dort bis zum Ende der Vorsaison tätigen Trainer Jürgen Klopp auf obszöne Art beleidigt. Er bezeichnete Liverpool als „scheiße“ sowie Klopp als „deutsche Fo***“ und „verdammt arrogant“. Und der andere Clip stellt den Referee unter den Verdacht des Drogenkonsums: Am Tag nach seinem Einsatz als Assistent des Videoreferees beim EM-Viertelfinale zwischen Frankreich und Portugal soll er ein weißes Pulver durch die Nase gezogen haben. Die Clips führten zu Cootes Suspendierung und zogen Untersuchungen der PGMOL, Englands Football Association (FA) und dem Europa-Verband Uefa nach sich.
Unabhängig davon hat die FA kürzlich Ermittlungen gegen Coote aufgenommen, um eine mögliche Spielmanipulation zu prüfen. Die Sache sei eine „dringende Angelegenheit“, teilte man mit. Rund zwei Wochen nach dem Bekanntwerden der erwähnten Videos druckte die Boulevardzeitung Sun Ende November Auszüge aus einem Chat-Verlauf von David Coote und einer weiteren Person ab. Darin wird der Referee wie folgt zitiert: „Ich hoffe, du hast wie besprochen darauf gesetzt.“ Dabei geht es um eine von Coote verhängte gelbe Karte gegen Ezgjan Alioski von Leeds United in der 18. Minute des Zweiliga-Matches gegen West Bromwich im Oktober 2019.
David Coote scheint zuletzt privat schwere Zeiten durchgemacht zu haben
Zum Vorwurf der Spielmanipulation äußerte sich Coote umgehend in seinem bisher einzigen öffentlichen Statement. Er wies alle diesbezüglichen Anschuldigungen als „falsch und verleumderisch entschieden“ zurück. Er habe als Schiedsrichter die „Integrität des Fußballs immer hochgehalten und Spiele unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen“ geleitet. Welche Probleme er auch immer im Privatleben gehabt haben möge, sie hätten seine „Entscheidungen auf dem Spielfeld nie beeinflusst“, betonte Coote. Das Sportmagazin Athletic berichtete, dass Coote „schwere Zeiten durchgemacht“ habe: Im vergangenen Jahr sei seine Mutter gestorben und bei seinem Onkel eine Erkrankung des motorischen Nervensystems diagnostiziert worden. Die PGMOL führte im eigenen Schreiben vom Montag an, die Unterstützung für Coote sei wichtig, und man setze sich weiterhin für dessen Wohlergehen ein.
Bis zu den genannten Vorfällen fiel Coote im Spitzenfußball kaum auf. Der Schiedsrichter pfiff seit der Saison 2017/18 in der Premier League und hat insgesamt 112 Spiele geleitet. Sein bedeutendstes Match war sicher das League-Cup-Finale zwischen Manchester United und Newcastle United im Februar 2023. An internationalen Wettbewerben und Turnieren nahm Coote als Hauptunparteiischer nicht teil. Der frühere Premier-League-Schiri Peter Walton charakterisierte ihn einmal in der Times als „Captain Vernünftig“, der manchmal übernervös wirke. Man habe ihn „selten mit Spielern lachen“ gesehen, fand Walton. Der PGMOL-Rauswurf dürfte für David Coote nun das Ende seiner Laufbahn als Profischiedsrichter darstellen.