Remis zwischen Liverpool und City

Würdiges Ende einer langen Rivalität

11. Mrz 2024, 01:59 Uhr

Zum vorest letzten Mal trafen Jürgen Klopp und Pep Guardiola in der Premier League aufeinander. Die Begegnung fiel wie immer herzlich aus. (Foto: David Rawcliffe / Imago)
Zum vorest letzten Mal trafen Jürgen Klopp und Pep Guardiola in der Premier League aufeinander. Die Begegnung fiel wie immer herzlich aus. (Foto: David Rawcliffe / Imago)

Das Topspiel zwischen Liverpool und Manchester City gleicht einer Best-of-Version der vorherigen Duelle. Doch durch das 1:1 übernimmt Arsenal die Tabellenführung. Der Premier League steht ein dramatischer Dreikampf um den Titel bevor.

Von Sven Haist, Liverpool

Im eventuell letzten Trainerduell zwischen den Dauerrivalen Jürgen Klopp und Pep Guardiola hätte es kein gerechteres Ergebnis als ein Remis geben können. Und genau so trennten sich der FC Liverpool und Manchester City auch am Sonntagabend – unentschieden, 1:1. Der Sieger des weltweit beachteten Aufeinandertreffens war der FC Arsenal. Im Dreikampf um die Meisterschaft in der Premier League ist Arsenal durch den 2:1-Erfolg am Vortag gegen den FC Brentford – Siegtorschütze Kai Havertz – nun der neue Tabellenführer. Die Londoner sind zwar punktgleich mit Liverpool (jeweils 64 Zähler), haben aber das deutlich bessere Torverhältnis. City ist mit einem Punkt Rückstand Dritter (63) und spielt in drei Wochen zu Hause gegen Arsenal.

Damit steuert die Premier League auf ein ähnlich dramatisches Finish zu wie 2014, als es zum Fernduell zwischen Liverpool, City und dem FC Chelsea gekommen war. Damals setzte sich City mit zwei Punkten vor Liverpool durch. Die Reds verspielten als Tabellenführer drei Spieltage vor Schluss den Titel im eigenen Stadion gegen Chelsea. Die Niederlage leitete Liverpools Kapitän Steven Gerrard ein. Er rutschte als letzter Mann aus und legte den Ball in den Lauf seines Gegenspielers Demba Da. Sein Fehler wurde ähnlich berühmt wie Liverpools erster Ligatitel 2020 nach 30 Jahren.

Das Spiel glich einer Best-of-Version der vorherigen Duelle

Selbst für die globale Premier League, die es gewohnt ist, dass sich die Blicke der Fußballwelt auf sie richten, erregte das 30. Duell von Klopp und Guardiola noch mehr Aufmerksamkeit als ohnehin schon. Die Stadtzeitung Liverpool Echo begrüßte alle Anhänger, darunter viele internationale Besucher, die ausschließlich für dieses eine Spiel von anderen Kontinenten angereist waren, am Spieltag zum “Match des Jahres”. Die Schlagzeile war zwar sehr selbstbewusst, aber angesichts der bisherigen Saisonleistungen auch nicht abzuweisen. Und die Darbietung der beiden Mannschaften hielt tatsächlich den hohen Ansprüchen stand.

Das Topspiel glich einer Best-of-Version der beeindruckenden Duelle von Liverpool und City in den vergangenen Jahren. Die gewaltige Atmosphäre trieb die Spieler auf dem Platz zu Höchstleistungen – und vielleicht sogar darüber hinaus. Liverpools Fans versuchten während der Partie immer wieder, mit dem Schlachtlied “Allez, allez, allez” eine teuflische Stimmung zu kreieren. Unter diesem Gesang hatte Liverpool einst das favorisierte City im Viertelfinale der Champions League 2018 überrannt und erst im Finale gegen Real Madrid verloren. Doch diesmal war City darauf vorbereitet.

Die erste Halbzeit gehörte City, die zweite Liverpool

Guardiola nominierte die schnellste Defensive und ballsicherste Offensive für die Startelf. Sein Team spielte kühl wie das Regenwetter in Liverpool und ging verdient durch John Stones nach einem Eckball in der 23. Minute in Führung. Mit kontrollierten Ballpassagen löschte City zunächst die gegnerischen Versuche, Feuer zu entfachen – bis es mit zunehmender Spieldauer zu groß wurde. Auslöser war ein Foul im Strafraum von City-Torwart Ederson, bei dem er sich verletzte und später für Stellvertreter Stefan Ortega ausgewechselt werden musste. Den Elfmeter verwandelte Liverpools Alexis Mac Allister zum 1:1 (50.).

Die Partie wurde fortan zu einem offenen Schlagabtausch: City traf sowohl ein Mal den Pfosten als auch die Latte, Liverpool scheiterte mehrmals am spektakulär reagierenden Ortega und hätte in der letzten Aktion des Spiels einen weiteren Strafstoß erhalten können. Citys Jeremy Doku erwischte mit gestrecktem Bein zunächst den Ball und dann die Brust von Mac Allister. Nach Abpfiff stellte Klopp den starken Schiedsrichter Michael Oliver auf dem Platz zur Rede, die Szene habe ihm “verdächtig nach einem Elfmeter” ausgesehen, sagte er bei Sky.

Zuvor hatte er seinen Trainerkollegen Pep Guardiola umarmt und geherzt – so lange wie nie zuvor in ihren gemeinsamen Jahren. “Wir respektieren uns brutal”, sagte Klopp. Die Umarmung sah nach einer Verabschiedung aus.

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