KI-Analysen im Fußball

Welcher Klub schöpft das eigene Potenzial aus?

22. Mrz 2024, 17:47 Uhr

In der Bundesliga-Saison holten laut den KI-Analysen von Plaier die Trainer die Trainer Edin Terzić, Urs Fischer, Christian Streich und Sebastian Hoeneß am meisten aus der Qualität ihrer Mannschaften heraus. (Foto und Quelle: Plaier)
In der Bundesliga-Saison holten laut den KI-Analysen von Plaier die Trainer die Trainer Edin Terzić, Urs Fischer, Christian Streich und Sebastian Hoeneß am meisten aus der Qualität ihrer Mannschaften heraus. (Foto und Quelle: Plaier)

In Zusammenarbeit mit der Uni St. Gallen arbeitet die KI-Firma Plaier an der Vergleichbarkeit der Qualität der Ligen und Klubs im Verhältnis zur Wirtschaftskraft. Die Fußball-Ergebnisse zeigen, dass in der Vorsaison die Trainer Edin Terzić, Urs Fischer, Christian Streich und Sebastian Hoeneß am meisten aus ihren Teams herausholten.

Von Sven Haist, London

Die Geschäftsbilanzen von Profiklubs besitzen im Fussball mittlerweile eine ähnliche Tradition wie die sportlichen Abschlusstabellen. Der Finanzdienstleister Deloitte veröffentlicht seit Jahren in jeder Saison den Report «Annual Review of Football Finance», in dem die aussagekräftigsten wirtschaftlichen Kennzahlen der Vereine durchleuchtet werden: der Umsatz und die Aufteilung auf die einzelnen Ertragskategorien, das Eigenkapital, der Personaletat sowie der Gewinn und der Verlust. Die Analyse schafft eine finanzielle Vergleichbarkeit, sowohl national als auch international. Basierend auf diesem Prinzip entsteht nun eine Studie, die in gleicher Art die sportliche Qualität der Ligen und Klubs ins Verhältnis und zugleich in Relation zu ihrer Wirtschaftskraft setzen soll.

Im vergangenen Jahr schlossen sich die Universität St. Gallen und das Fussballtechnologie-Startup Plaier aus Hamburg zusammen. Federführend ist der Finanzexperte Florian Hohmann, der am Institut für Accounting, Controlling und Auditing unterrichtet und seit Jahren zur Ökonomie des Fussballs forscht. Plaier bringt seinerseits durch die Anwendung von künstlicher Intelligenz eine Software ins Projekt ein, die anhand einer riesigen Datenmenge die Güteklasse der Spieler und das Gesamtniveau der Mannschaften messen kann.

Die Plaier-KI schafft eine vermeintlich objektive Vergleichbarkeit von Spielern, Trainern und Klubs

Einen Einblick in den Stand der Zusammenarbeit geben die nebenstehenden Plaier-Grafiken. Die Grundlage bildet die Klassifizierung der Fussballer: Je höher der Score eines Spielers ist, desto wichtiger ist er für sein Team. Das Niveau des Kaders ergibt sich allerdings nicht aus der Summe der einzelnen Spielerpotenziale, sondern aus ihrem Zusammenwirken.

Die verfügbaren Spieler in der Plaier-Datenbank im Verhältnis zu ihrer sportlichen Qualität. (Quelle: Plaier)

Die Ermittlung der objektiven Gesamtqualität einer Equipe lässt zahlreiche Rückschlüsse auf die Wertigkeit des Wirkens von Trainerteam und Sportdirektoren zu. Das Management kann an der Substanz der Mannschaft gemessen werden, Trainer am Punkteschnitt im Vergleich zur vorhandenen Spielerqualität und auch an der vermeintlich besten Startaufstellung für jede Partie. In der Vorsaison stiegen mit Heidenheim und Darmstadt jene Klubs in die Bundesliga auf, deren Trainer dem Idealwert am nächsten kamen. Die abdriftende Kurve von Nürnberg zeichnet wiederum die zwei Trainerwechsel akkurat nach.

Die Verluste im Torverhältnis durch nicht optimale Aufstellungen im Verlauf der vergangenen Saison in der 2. Bundesliga. (Quelle: Plaier)

In der Bundesliga überzeugten Edin Terzic, Urs Fischer und Christian Streich, sie holten laut den Plaier-Berechnungen am meisten aus ihren Teams heraus. Beim FC Bayern änderte sich nach der Ablösung von Julian Nagelsmann durch Thomas Tuchel wenig: Beide schöpften das Potenzial des Teams relativ erfolgreich aus.

Die Leistungen der Trainer im Verhältnis zur Stärke ihrer Mannschaften. (Quelle: Plaier)

Die Plaier-Erkenntnisse könnten den Klubs zugutekommen

Solche Statistiken möchte Wendt mithilfe von Hohmanns wirtschaftlicher Expertise in einen Zusammenhang bringen. Als Untersuchungszeitraum wurden die vergangenen fünf Spielzeiten veranschlagt. Die Erkenntnisse könnten den Klubs zugutekommen, wobei die zentrale Frage sicherlich lautet: Welcher Verein schöpft seine finanziellen Möglichkeiten am besten aus?

Im Zentrum der weltweiten Fussball-Untersuchung stehen die Schweizer Profivereine, die Hohmann seit geraumer Zeit intensiv verfolgt. Die Forschung soll bis zum Saisonende abgeschlossen sein und die Erkenntnisse danach präsentiert werden. Es ist vorstellbar, dass die Studie eine ähnliche Relevanz erlangt wie die bisherigen Deloitte-Inspektionen.

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