Omar Marmoush bei Manchester City

Erling Haalands neuer Sturmpartner

19. Feb. 2025, 12:07 Uhr

Das Sturmduo der Zukunft bei Manchester City: Erling Haaland (links) und Omar Marmoush (rechts), der sich über seinen Dreierpack gegen Newcastle freut. (Foto: David Blunsden / Action Plus / Imago Images)
Das Sturmduo der Zukunft bei Manchester City: Erling Haaland (links) und Omar Marmoush (rechts), der sich über seinen Dreierpack gegen Newcastle freut. (Foto: David Blunsden / Action Plus / Imago Images)

Omar Marmoush von Eintracht Frankfurt ist Manchester Citys drittteuerster Zugang. Seine Verpflichtung ist Teil des Generationswechsels im Team und die letzte Hoffnung des Klubs im Playoff-Duell mit Real Madrid. Seine Laufbahn und Fähigkeiten erinnern an die seines berühmten Landsmanns Mohamed Salah.

Von Sven Haist, London

So einen Raketenstart wie Omar Marmoush hat bei Manchester City zuletzt nur Torjäger Erling Haaland hingelegt. Der Ägypter schoss seinen neuen Verein in seinem erst dritten Premier-League-Match am vergangenen Samstag mit drei Toren zum Sieg gegen Newcastle United (4:0). Es war sein erster Dreierpack überhaupt in seiner Laufbahn. Dabei benötigen die Zugänge bei City in der Regel mindestens mehrere Monate, um sich an die spezielle Ballbesitzspielweise von Trainer Pep Guardiola anzupassen. Bei seiner Eingewöhnung profitierte Marmoush davon, dass die körperlich und geistig ausgezerrte Mannschaft zur Saisonhälfte dringend Verstärkungen benötigte. Aus diesem Grund war der Klub bereit, ziemlich genau jene 80 Millionen Euro Ablöse zu überweisen, die Eintracht Frankfurt für einen sofortigen Transfer gefordert hatte. Damit ist Omar Marmoush hinter Jack Grealish (117,5 Millionen) und Josko Gvardiol (90) der drittteuerste Spieler in der Geschichte des Vereins.

Nur der FC Chelsea gab je mehr Geld im Winter aus als Manchester City

Der Deal mit Omar Marmoush war der Gipfel der Winterexpeditionen von Manchester City. Insgesamt holte der Verein sechs neue Spieler, so viele wie noch nie seit der eigenen Übernahme aus Abu Dhabi 2008. Dafür blätterte man 220 Millionen Euro hin. Eine derartige Summe hatte mitten in der Saison bisher nur Chelsea ausgegeben, als die Londoner mit neuen Eigentümern vor zwei Jahren für mehr als 300 Millionen eingekauft hatten. Citys Ad-hoc-Aktivitäten sind ein Eingeständnis einer Fehlkalkulation im vergangenen Sommer. Damals hatte man nicht nur eine Auffrischung des Kaders verpasst, sondern ihn auch noch unfreiwillig geschwächt, indem man den offensiven Edelallrounder Julián Álvarez für den eigenen Rekorderlösbetrag von 75 Millionen zu Atletico Madrid ziehen ließ.

Dem unabdingbaren Generationswechsel nach dieser Saison haben die Citizens nun vorgegriffen – aus diversen Gründen. Der kommende Sommer eignet sich wegen der knappen Vorbereitungszeit durch die Teilnahme an der Klub-WM kaum für einen Umbruch. Dazu würde den Verein ein Verpassen der Qualifikation für die Champions League in dieser Saison sowohl finanziell als auch sportlich treffen. Derzeit kämpft man mit mehreren Klubs um die Königsklassenränge. Und natürlich geht es auch um das Achtelfinal-Playoff-Prestigeduell mit Real Madrid. Nach der Hinspielpleite (2:3) benötigt City möglichst viele Tore in Madrid am Mittwoch. Die Resthoffnungen ruht auf Erling Haaland – und seit dem Wochenende auch auf Omar Marmoush.

Frankfurts Sportvorstand Krösche sagt, Marmoush vereine viele Fähigkeiten

Im ersten Real-Spiel kam Marmoush bloß zu einem Kurzeinsatz. Wie so oft setzte Guardiola in einem wichtigen Match auf gestandene Spieler. Doch wegen des fraglichen Grealish könnte er nun dessen Linksaußen-Position in der Startelf einnehmen. Von dort trumpfte er gegen Newcastle auf. Bei Tor eins bewies er im Zweikampf mit dem letzten Feldspieler des Gegners seine Antrittsschnelligkeit und Durchsetzungsstärke sowie sein Ballgefühl, als er den Torwart überlupfte. Dann deutete er beim zweiten Tor sein Raumgefühl und seine Dribbelstärke an: Er positionierte sich geschickt zwischen den Abwehrlinien, startete im richtigen Moment durch und vollendete präzise mit einer fließenden Ballannahme- und Schussbewegung. Das dritte Tor gelang ihm nach einer Flanke durch Torjägerinstinkt und gutes Timing beim Einlaufen in den Strafraum.

„Herausragend“ sei das fußballerische Gesamtpaket von Marmoush, weil er so viele Sachen miteinander vereine, findet Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche. Am Telefon erzählt er, dass Marmoush ein Torjäger und Vorlagengeber in einem sei. Dieser könne neben seiner Dynamik, Geradlinigkeit und Abschlussstärke mit dem Rücken zum gegnerischen Tor agieren und eine tiefe Abwehr mit Dribblings brechen. Zudem verfüge er über Qualitäten bei Standards. Krösche nennt ihn deshalb einen „mobilen Stürmer“.

Der menschliche Verlust sei noch größer als der sportliche, sagt Krösche über Marmoush

Trotz dieser besonderen Anlagen auf dem Platz wiege der menschliche Verlust von Marmoush für die eigene Frankfurter Mannschaft sogar „noch größer“ als der sportliche, berichtet der langjährige Bundesliga-Manag­er. Denn durch seine „empathische, fröhliche und positive Art“ sei er „ein unheimlich guter Charakter“, der über eine „hohe soziale Kompetenz“ verfüge und ein „bedeutendes Bindeglied“ im Kader gewesen sei. Krösche stellt ihm „Führungsqualitäten“ aus. Marmoushs Beliebtheit zeigte sich bei seinem emotionalen Abschied, als er dennoch von den Eintracht-Fans minutenlang bejubelt wurde. Sowas gebe es „ganz selten“, betont Krösche.

Mit seinem Spielerprofil, Auftreten und Werdegang erinnert Marmoush bisweilen durchaus an seinen berühmten Landsmann Mohamed Salah. Wie dieser wechselte auch Marmoush mit 25 Jahren in die Premier League. Nach ein paar Stationen in der Bundesliga entwickelte er sich in anderthalb Saisons bei der Frankfurter Eintracht zum Spitzenspieler. Seine Bilanz in Frankfurt ist vergleichbar mit der von Salah bei der AS Roma vor dessen Transfer zu Liverpool 2017: Marmoush gelangen beachtliche 57 Torbeteiligungen in 67 Pflichtspielen, bei Salah waren es damals in Rom 54 in 83 Matches. Beide haben ihre Torquoten während der Laufbahn zunehmend gesteigert.

Die Laufbahn von Marmoush ähnelt der seines berühmten Landsmanns Salah

Kürzlich sagte Salah über seinen Nationalelfkollegen, dieser habe „großartiges Potenzial“. Markus Krösche traut Marmoush zu, sich bei Manchester City „dauerhaft durchzusetzen und eine prägende Figur“ im Klub zu werden. Er sieht in ihm viel Luft nach oben, weil er sehr schlau und lernwillig sei. In Manchester ist er in den bisherigen Spielen auf der linken Außenbahn eingesetzt worden, spiegelverkehrt also zu Salah in Liverpool. Marmoushs stärkste Position sieht Krösche indes aber als „hängende Spitze“. In diesem Fall könnte er als Nachfolger des bald abtretenden Spielmachers Kevin De Bruyne mit Mittelstürmer Haaland in Zukunft ein Angriffsduo bilden. Von ihren Anlagen würde sich beide wohl gut ergänzen. Das hat das Newcastle-Spiel bereits angedeutet.

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