Bundesliga-Trainerduell in der Premier Leage

Ab aufs Sofa!

06. Apr. 2025, 18:04 Uhr

FA-Cup-Viertelfinale und Europapokalträume: Für Palace-Trainer Oliver Glasner (rechts) und seinen früheren Bundesliga-Kollegen Fabian Hürzeler von Brighton geht eine anstrengende Fußballwoche zu Ende - mit unterschiedlichem sportlichen Ausgang. (Foto: Jeff Mood / Imago Images)
FA-Cup-Viertelfinale und Europapokalträume: Für Palace-Trainer Oliver Glasner (rechts) und seinen früheren Bundesliga-Kollegen Fabian Hürzeler von Brighton geht eine anstrengende Fußballwoche zu Ende - mit unterschiedlichem sportlichen Ausgang. (Foto: Jeff Mood / Imago Images)

FA-Cup-Halbfinale und Europapokalträume: Oliver Glasner schließt mit Crystal Palace eine erfolgreiche Woche ab, indem er auch das Ex-Bundesliga-Trainerduell gegen Fabian Hürzeler von Erzrivale Brighton & Hove Albion für sich entscheidet. Die Pleite für Hürzelers Brighton ist ein Rückschlag um die erste Teilnahme an der Champions League.

Von Sven Haist, London

In der zwölfminütigen Nachspielzeit verhielt sich Oliver Glasner so, als würde er irgendwo im Selhurst Park auf der Tribüne als Zuschauer stehen. Der Trainer von Crystal Palace riss die Arme hoch und klatschte im Rhythmus der Fans mit, um seine Mannschaft zu unterstützen. Nach zwei gelb-roten Karten für den Stürmer Eddie Nketiah (78. Minute) und Verteidiger Marc Guehi (90.) wurden die Palace-Eagles (Adler) am Samstagnachmittag von einem Schwarm Seagulls (Möwen) attackiert, wie der Konkurrent Brighton & Hove Albion gerufen wird.

Es ging um drei Punkte als Beute in der Premier League, und beide Klubs bekämpften sich auf dem Platz, ähnlich wie wohl im echten Tierleben Adler und Möwen um einen Fisch streiten würden. Er habe gesehen, dass seine Spieler ans absolute Limit gegangen seien und daher das Gefühl gehabt, sie benötigten jede Unterstützung, erklärte Glasner später. Dazu räumte er ein, angesichts der Spannung „irgendetwas mit den Händen machen zu müssen, weil ich sie nicht in den Taschen halten konnte“.

Erstmals seit der Saison 1932/33 gewinnt Palace beide Ligaspiele gegen Brighton

Obwohl die Eagles Federn lassen mussten, gelang es ihnen, das eigene Revier (südlich der Londoner Themse) gegen die Seagulls zu verteidigen, die ohne Fang wieder an die Südküste heimfliegen mussten. Palace hielt das 2:1 (1:1) durch Tore von Jean-Philippe Mateta und Daniel Muñoz jeweils zu Beginn der beiden Halbzeiten – auch weil sich Brighton in der turbulenten Schlussphase in doppelter Überzahl ebenfalls eine gelb-rote Karte (Jan Paul van Hecke/90.+6) einhandelte. Damit schaffte der Vorstadtklub erstmals seit der Spielzeit 1932/33, als beide Klubs drittklassig waren, einen Liga-Doppelerfolg gegen den Erzrivalen Brighton. Derzeit kämpfen Palace und Brighton in der Premier League um die Qualifikation für den Europapokal, sie gehören zu den positiven Überraschungen dieser Saison.

Acht Spieltage vor Saisonende stehen Glasners Eagles, die noch ein Nachholmatch haben, aussichtsreich wie nie dar. Nur sechs Punkte fehlen zur Einstellung des eigenen Saisonrekords aus der vergangenen Spielzeit. 2025 hat man hinter dem Spitzenreiter Liverpool die zweitbeste Bilanz in England. Die Punktausbeute nach dem dürftigen Saisonstart, als es transfer- und verletzungsbedingt nur drei Remis in den ersten acht Spielen gab, ist sogar so gut, dass man sich seitdem auf Champions-League-Kurs befindet.

Brighton wirkte von der Pokal-Niederlage emotional und kräftemäßig ausgelaugt

Der Ausgang des Duells der beiden ehemaligen Bundesligatrainer Glasner und Fabian Hürzeler hatte sich in mancher Hinsicht bereits vor einer Woche bei den FA-Cup-Viertelfinals abgezeichnet. Palace setzte sich dabei im Nachbarschaftstreffen gegen Fulham durch und erreichte erstmals seit neun Jahren das Halbfinale. Der Jubel war derart groß, dass die Kater-Nachwirkungen selbst vier Tage später noch im Ligaspiel beim Letzten Southampton (1:1) zu besichtigen waren. Auf Glasners Team wartet im Wembley-Stadion in drei Wochen Nottingham Forest, das im Elfmeterschießen wiederum Brighton rauswarf. Diese Niederlage fasste Hürzelers Mannschaft, die zweijüngste der Liga, emotional und kräftemäßig gleichermaßen an. Besonders ungünstig war dabei, dass man danach mit Aston Villa (0:3) und nun eben mit Palace auf zwei im Pokal euphorisierte Klubs traf. Durch die Pleiten in der Liga erlitt Brighton einen empfindlichen Rückschlag, was die ersehnte erstmalige Qualifikation für die Champions League betrifft. Die Konkurrenz zog davon.

Glasners Gemütszustand fasste hernach die Lage von Palace und von Brighton treffend zusammen. Er sei „wirklich erschöpft“, bekannte der Oberösterreicher, weil viel los gewesen sei. Er freue sich darauf, den Tag auf dem Sofa ausklingen zu lassen – und nichts zu tun.

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