Manchester City und der FC Arsenal

Manchester City ist genervt

23. Sep 2024, 15:54 Uhr

Schiedsrichterentscheidungen, Verletzungen und eine defensive Spielweise des Gegners: Manchester City schäumt beim 2:2 gegen den FC Arsenal vor Wut. (Foto: Matt West / Imago Images)
Schiedsrichterentscheidungen, Verletzungen und eine defensive Spielweise des Gegners: Manchester City schäumt beim 2:2 gegen den FC Arsenal vor Wut. (Foto: Matt West / Imago Images)

Trotz Überzahl kommt Manchester City gegen den FC Arsenal nicht über ein 2:2 hinaus. Dabei verliert City mit dem verletzten Rodri einen Schlüsselspieler. Die Wut richtet sich gegen den Schiedsrichter und Arsenals zermürbende Spielweise. Pep Guardiola tritt wie ein Karatekämpfer gegen die Sitzlehne.

Von Sven Haist, Manchester

Pep Guardiola erging es wie wahrscheinlich allen anderen Fußballfans. Er konnte vom dramatischen und erst mit Abpfiff sichergestellten Unentschieden (2:2) zwischen seinem Manchester City und dem FC Arsenal nicht genug bekommen. Als sich der Trainer nach Abpfiff des Premier-League-Spitzenspiels bereits unmittelbar vor dem Stadionausgang befand, drehte er plötzlich um und kehrte doch noch einmal an den Spielfeldrand zurück. Zwei Minuten redete er dort auf den Vierten Offiziellen Andy Madley ein. Immer wieder deutete Guardiola auf eine Stelle an der Mittellinie, die zuvor für einen bemerkenswerten Wutausbruch in seiner neunten Saison in Manchester gesorgt hatte.

Die zahlreichen Höhepunkte des Spitzenspiels zwischen Manchester City und dem FC Arsenal.

Wie ein Karatekämpfer hatte Guardiola in schwarzen Lederschuehn mit durchgestrecktem rechten Fuß gegen seinen Sitzplatz getreten. Die Rückenlehne knallte derart heftig nach hinten, dass der neben ihm sitzende Assistent Juanma Lillo zusammenzuckte. Als Auslöser galt Schiedsrichter Michael Oliver: Dieser hatte in der 22. Minute die beiden Kapitäne, Citys Rechtsverteidiger Kyle Walker und Arsenals Stürmer Bukayo Saka, zu sich geholt und sie angewiesen, das emotionale Match zu beruhigen. Danach lief Walker auf seine Position zurück und gab die Instruktion an seine Mitspieler weiter.

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Pep Guardiola lässt seinen Frust an der Rücklehne seines Sitzplatzes aus.

Die Gelegenheit nutzte Arsenal eiskalt und setzte die Partie schnell mit einem Steilpass auf Walkers Abwehrseite fort. Der befand sich zwar wieder auf der Höhe der Abwehrkollegen, stand aber zu weit in der Mitte. So konnte Arsenals Linksverteidiger Riccardo Calafiori durchbrechen und das 1:1 erzielen. Zuvor war Erling Haaland die Führung für City gelungen, sein 100. Pflichtspieltor für den Klub.

Mit Rodri und De Bruyne fallen Manchester City zwei Schlüsselspieler aus

Für den zu diesem Zeitpunkt überraschenden Gegentreffer machte City den Referee verantwortlich. Guardiola kritisierte, dieser hätte Walker mehr Zeit gewähren müssen – und kündigte an, seine Spieler würden nächstes Mal nicht mehr auf dem Platz zu einer Unterredung mit dem Schiedsrichter erscheinen.

Guardiolas Verbitterung war vermutlich auch darauf zurückzuführen, dass sich direkt vor der Spielunterbrechung sein kaum zu ersetzender Mittelfeldstratege Rodri am rechten Knie verletzte und mutmaßlich lange ausfallen wird. Spaniens Europameister schrie vor Schmerzen auf, als er im Zweikampf bei einem Eckball falsch auf dem Rasen aufgekommen war; er humpelte von zwei Betreuern gestützt vom Spielfeld. Bereits in der Vorwoche musste Citys Spielmacher Kevin De Bruyne frühzeitig angeschlagen ausgewechselt werden und stand gegen Arsenal nicht zur Verfügung. Durch die Ausfälle verlor City an defensiver Kontrolle und offensiver Kreativität.

Rodris Unsportlichkeit zu Spielbeginn befeuerte die Rivalität

Für Rodri, 28, war es der erste Startelfeinsatz in dieser Ligasaison, nachdem er infolge der EM erst spät ins Training eingestiegen war. Immer wieder hatte er zuletzt vor der hohen Belastung für Spitzenspieler gewarnt und mit einem Streik gedroht. Im Duell mit Arsenal wirkte er ungewöhnlich angespannt, nach acht Spielsekunden versuchte er etwa, einen Platzverweis für den DFB-Nationalspieler Kai Havertz zu erwirken, indem er sich in dessen Weg stellte und sich theatralisch auf den Boden warf.

Die Unsportlichkeit befeuerte die ohnehin ausgeprägte Rivalität der Titelaspiranten. Beide Mannschaften verloren bisweilen die Nerven. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ging Arsenal zunächst nach einem Kopfballtor des Innenverteidigers Gabriel in Führung – und musste dann wenige Minuten später eine gelb-rote Karte für den bereits verwarnten Angreifer Leandro Trossard wegen Ballwegschlagens hinnehmen. Sein Trainer Mikel Arteta echauffierte sich, ähnlich wie zuvor Guardiola, über die Entscheidung und forderte gestenreich einen Abbruch. Die Situation sei „so offensichtlich“ gewesen, dass er sie nicht kommentieren wolle, verlautbarte Arteta: Er bemängelte, Olivers Pfiff sei quasi mit Trossards Ballberührung erfolgt. Allerdings sah auch Trossards vorangegangener Rempler bereits gelbverdächtig aus.

Erst mit der letzten Aktion gelingt City nach einem Eckball der Ausgleich

Mit nur zehn Spielern verteidigte Arsenal den Vorsprung geschickt mit einer Sechserreihe und drei davor postierten Abräumern am eigenen Strafraum. Fast im Zehn-Minuten-Takt ließ sich immer ein Arsenal-Profi behandeln, um den Spielrhythmus zu brechen und den eigenen Kollegen eine Pause zu verschaffen. Sowohl in der ersten als auch zweiten Halbzeit gab es über acht Minuten Nachspielzeit. Trotz des quasi mit Abpfiff durch Citys John Stones erfolgten Ausgleichs gleiche das Remis einem Wunder, fand Arteta – denn in 99 von 100 Fällen würde eine Elf bei so langer Unterzahl in Manchester hoch verlieren. Arsenals Sperrfußball in der zweiten Halbzeit (12,5 Prozent Ballbesitz, Trefferwahrscheinlichkeit 0,06) provozierte allerdings den Gegner.

Citys Bernardo Silva schäumte, dass nur ein Team Fußball gespielt habe und hielt seinem Gegenspieler Gabriel im Match mit Daumen und Zeigefinger eine „0“ entgegen – für null Ligatitel in den vergangenen Spielzeiten. Auch Haaland arbeitete sich an Gabriel ab, er schmetterte diesem nach Citys zweitem Tor den Ball an den Hinterkopf. Man habe mit dem FC Liverpool einen „gesunden Wettbewerb“ entwickelt, mit Arsenal sei er nun auf andere Art vorhanden, formulierte Guardiola spitz.

Tatsächlich scheint den Londonern gerade fast jedes Mittel genehm zu sein, um den Konkurrenten als Dauermeister abzulösen. Arteta arbeitete vor seinem Wechsel im Dezember 2019 als Assistent von Citys Guardiola und vermittelt nun den Eindruck, diesen in dessen womöglich letzter Saison bei City zumindest einmal in der Meisterschaft zu schlagen. Für City geht es wiederum um den prestigeträchtigen fünften Ligatitel in Serie. Die Abneigung in den Aufeinandertreffen wirkt wie eine Fortschreibung von Arsenals früherer Rivalität mit Manchester Citys Stadtnachbarn United.

Die Spitzengruppe der Premier League bleibt eng zusammen

Durch das Remis bleibt die Spitzengruppe der Premier League erst einmal eng zusammen, City ist weiter Tabellenführer, ein Punkt vor Liverpool und zwei vor Arsenal. Nach einem Durchmarsch von einem der Klubs sieht es derzeit nicht aus, das Titelrennen könnte ähnlich faszinierend werden wie in der Vorsaison. Das Stadion verließ Pep Guardiola letztlich übrigens erst, als ihm Mikel Arteta vom Spielfeld aus entgegenkam.

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