Marcus Rashford bei Manchester United
Bereit für eine neue Herausforderung
20. Jan. 2025, 19:44 Uhr

Marcus Rashford zählt zu den talentiertesten Stürmern der Welt. Doch bei Manchester United fiel er zuletzt in Ungnade und stellte einen Abschied in Aussicht. Ein Wechsel zu Borussia Dortmund könnte seiner Karriere neuen Schwung verleihen.
Die Nachfragen zu Marcus Rashford begleiten Manchester United durch diese Saison wie die vielen eigenen Niederlagen. Auch nach der Pleite gegen Brighton & Hove Albion (1:3) am Sonntag in der Premier League wurde Trainer Rúben Amorim zur neuerlichen Nichtnominierung des bekannten englischen Stürmers befragt. Er werde keinesfalls einen Spieler einsetzen, von dem er nicht glaube, dass er das Beste für die Mannschaft sei, betonte Amorim. In neun Pflichtspielen stand Rashford zuletzt nur einmal im United-Kader, gespielt hat er nicht.
Erstmals hatte Amorim in seiner seit November andauernden Amtszeit in Manchester auf eine Kaderberufung des 27-Jährigen vor dem Ligamatch gegen Manchester City vor fünf Wochen verzichtet. Damals begründete er den Entschluss ausführlich: Er beachte bei seinen Aufstellungen alle Kriterien, die Trainings- und Spielleistung, das Verhalten im Team, die Professionalität, das Erscheinungsbild. Dabei stellte Amorim Rashford seinerzeit eine kurzfristige Rückkehr ins Aufgebot Aussicht, seine Evaluierung könne sich praktisch vor jedem Spiel ändern, sagte er.
Das Verhältnis zwischen Trainer Amorim und Marcus Rashford wirkt belastet
Allerdings schien Rashford das Vorgehen seines Trainers nicht zu akzeptieren. Kurz darauf konterte er im Rahmen eines Interviews bei einem Schulbesuch, dass er „für eine neue Herausforderung bereit“ sei. Damit meinte er einen Transfer zu einem anderen Klub. Die Reaktion missfiel Amorim, er kanzelte den Spieler kurzerhand ab, indem er verfügte, er hätte in dieser Situation erst mal „mit dem Trainer“ gesprochen. Seitdem wirkt das Verhältnis belastet und es gibt durchgehend Spekulationen um einen Abschied von Rashford in diesem Winter.
Eine Trennung könnte für Rashford und United tatsächlich Sinn ergeben – weil es zuletzt wirkte, als würden sich beide Seiten gegenseitig herunterziehen. Zu den größten Interessenten an Rashford gehört wohl Borussia Dortmund, das ihn angeblich bis zum Saisonende ausleihen möchte. Denn nur wenige Spieler können wie er Geschmeidigkeit, Ballgewandtheit und enorme Geschwindigkeit mit der Fähigkeit kombinieren, hart und präzise mit beiden Füßen zu schießen. Nicht mal Erling Haaland kann das. Von seinen Anlagen ist Rashford einer der talentiertesten Linksaußen der Welt. Seit seinem United-Debüt 2016 kommt er auf 201 Torbeteiligungen in 426 Partien.
Stets ging es für Rashford nach oben – bis er bei der EM 2021 einen wichtigen Elfer verschoss
Für viele Jahre ging Rashfords Karriere nur in eine Richtung: immer weiter nach oben. Er wurde durch sein soziales Engagement in der Corona-Zeit zu einem nationalen Idol in England, alle Kinder schauten zu ihm auf, obwohl er so früh in seiner Laufbahn in gewisser Weise selbst noch eins war. Bei der Heim-EM 2021 bot sich ihm sogar die historische Chance, das englische Nationalteam erstmals seit Menschengedenken zu einem Titel zu schießen. Die Three Lions lagen im Elfmeterschießen gegen Italien in Führung, Kane und Maguire hatten getroffen – als Rashford die Nerven versagten. Weil England letztlich wegen zweier weiterer Fehlversuche verlor, wurde Rashford zum Sündenbock und zur Zielscheibe von rassistischen Anfeindungen. Rashfords Wurzeln liegen im Karibikstaat St. Kitts and Nevis.
Bei Rashfords Rückkehr zum Klub im Sommer 2021 für die neue Saison, wartete damals die nächste unerfreuliche Nachricht auf ihn: Es hieß bei United auf einmal nicht mehr wie in all den Jahren immer „R wie Rashford“ – sondern jetzt „R wie Ronaldo“. Der Verein hatte damals überraschend Weltstar Cristiano Ronaldo zurückgeholt. Alles drehte sich fortan um den egozentrischen Portugiesen, er stellte Rashford derart in Schatten, dass sich selbst die Spielweise zu dessen Gunsten änderte. Marcus Rashford kam in der ganzen Saison auch deshalb nur auf fünf Tore. Als er die Gesamtsituation ein Jahr später im Kopf verkraftet hatte, erledigten seine Füße wieder die gewohnte Arbeit: Rashford schoss United zurück in die Champions League.
Zuletzt hinterließ Marcus Rashford einen zunehmend selbstgefälligen Eindruck
Allerdings schienen die enormen Höhen und Tiefen seine Persönlichkeit verändert zu haben. Rashfords Auftreten hinterließ einen zunehmend selbstgefälligen Eindruck, vielleicht aus Selbstschutz und gekränkten Stolz. Am offensichtlichsten wurde das stets, wenn er im Match nach Ballverlusten einfach stehenblieb und die defensive Mitarbeit verweigerte. Das glich so, als hielte er sich in seinem Heimatklub für unantastbar. Dazu fiel er mehrfach mit unrühmlichem Verhalten auf, er ging nach Pleiten seiner Mannschaft feiern oder meldete sich nach Partynächten vom Training ab. Sein Auftreten auf und neben dem Platz kostete ihn letztlich die Teilnahme mit England an der EM 2024.
Trotz allem hielt United stets zum Eigengewächs. Marcus Rashford war für die umstrittene US-Besitzerfamilie Glazer so etwas wie der letzte Draht zu den Fans. Und der Spieler schien sich dieser Stellung im Klub bewusst zu sein. Doch jetzt deutet sich unter dem für den Sport zuständigen Minderheitseigner Jim Ratcliffe eine Abkehr dieser Politik an. Die ersten Amorim-Wochen zeigen, dass Ratcliffe den Trainer so sehr wie niemand sonst stärkt – und mutmaßlich dazu bereit ist, dafür mit Rashford gegebenenfalls das Tafelsilber zu verkaufen.
Ohne Zugeständnisse wäre eine feste Verpflichtung für den BVB kaum finanzierbar
Ein solcher Transfer könnte United zur dringend benötigten Aufbruchsstimmung verhelfen und dem Rest des Kaders als Warnung dienen. Derzeit lassen die Rochaden des Trainers vermuten, dass er jeden Spieler und dessen Leistungsfähigkeit austestet. Auch Rashfords Karriere könnte bei einem neuen Klub in einem unbelasteten Umfeld wieder Schwung aufnehmen. Allerdings dürfte für den BVB eine feste Verpflichtung von Rashford auf Sicht ohne Zugeständnisse der Gegenseite kaum finanzierbar sein. Denn dieser zählt zu den Spitzenverdienern bei United und hat dort einen Vertrag bis 2028.

Der Ball rollt in Uniteds Tempo
Manchester United holt überraschend ein 2:2 beim Tabellenführer FC Liverpool. Der Klub versucht unter dem neuen Trainer Rúben Amorim eine stärkere Leistungskultur zu etablieren. Der Portugiese korrigiert die Fehler seines Vorgängers - und setzt auf Führungsspieler wie Harry Maguire.