Mathys Tel bei Tottenham Hotspur
Kriselnde Großklubs als Sprungbrett
18. Feb. 2025, 00:36 Uhr

Nachdem den Talenten Mathys Tel und Joshua Zirkzee der Durchbruch beim FC Bayern jeweils nicht gelang, versuchen sie sich nun bei strauchelnden Großklubs in England zu etablieren. Damit gehen sie ein großes Risiko ein – denn die Anforderungen und der Druck in der Premier League sind enorm.
Mathys Tel wirkte nach seinem Einstand für Tottenham Hotspur in der Premier League entkräftet. Der Jungstürmer, der vor zwei Wochen auf Leihbasis bis Saisonende vom FC Bayern zu den Spurs gewechselt ist, lag nach Abpfiff der Partie gegen Manchester United am Sonntagabend lange mit dem Rücken auf dem Rasen. Ähnlich erging es auf der Gegenseite seinem in der Hocke sitzenden Angriffskollegen Joshua Zirkzee. Auch der Niederländer war einst bei den Bayern unter Vertrag gestanden, ehe er über eine Station beim FC Bologna im vergangenen Sommer für 42 Millionen Euro fest zu Manchester United übersiedelte. Beide müssen sich offensichtlich erst noch an das Spieltempo und die Intensität in Englands Eliteliga gewöhnen.
Im direkten Duell vergeben die Torjäger Tel und Zirkzee jeweils zu viele Chancen
Sowohl Mathys Tel, 19, als auch Joshua Zirkzee, 23, sind von ihren stark kriselnden Vereinen praktisch geholt worden, um mit Toren möglichst sofort die schlechten Bilanzen der Mannschaften zu verbessern. Doch nach dem direkten Aufeinandertreffen der Torjäger scheint diese gewagte Kalkulation noch nicht richtig aufgegangen zu sein. Mehrmals hatte der als Mittelstürmer agierende Mathys Tel die Gelegenheit, für die Spurs zu treffen, vergab aber seine Chancen – wie Zirkzee vor dem anderen Tor. Der köpfelte in der zweiten Halbzeit nach einer Flanke frei aus kurzer Distanz den Ball vorbei. Es war Uniteds beste Möglichkeit. „Den muss er machen“, stöhnte der frühere United-Kapitän Gary Neville am Sky-Mikrofon genervt. Sinnbildlich entschied das Match letztlich Routinier James Maddison per Abstauber zum 1:0 für Tottenham in der 13. Minute.
In der Liste der besten Premier-Leauge-Schützen ist nur eine Spieler unter 24 Jahren
Trotz des Bemühens von Tel und Zirkzee im Angriff demonstrierte das Spiel, vor welcher Herausforderung die beiden bei der Akklimatisation in der Premier League stehen. Im jungen Alter fehlt es ihnen auf Spitzenniveau an Effektivität, Durchsetzungsvermögen und Robustheit. Beide taten sich immer wieder schwer in den Zweikämpfen mit den gegnerischen Abwehrkanten. Und auch in der Defensive gelangen ihnen kaum Balleroberungen.
Die Situation der Talente ist ein Ausdruck der Rangordnung in der englischen Torschützenliste. Unter den besten zehn Schützen findet sich zurzeit nur ein Profi unter 24 Jahren – es ist der Ausnahmekicker Cole Palmer vom FC Chelsea. Alle anderen haben sich in den vergangenen Jahren schrittweise in der Premier League etabliert. In der Regel verpflichten die Großvereine von der Insel auf dieser wichtigen Position bereits bewährte Kräfte. So war es zuletzt bei den vergleichbar alten Erling Haaland (Manchester City), Alexander Isaak (Newcastle United) und Nicolas Jackson (FC Chelsea). Sie erreichten jeweils bei anderen Klubs aus den europäischen Topligen beachtliche Torquoten. Dadurch verkleinerte sich für sie der Leistungssprung in die Premier League.
Die Fallhöhe für Mathys Tel und Joshua Zirkzee ist groß
Im Vergleich zu den genannten Profis hat sich die Laufbahn von Mathys Tel und Joshua Zirkzee anders entwickelt. Für Tel ging es ohne wirkliche Profierfahrung im Sommer 2022 direkt zum FC Bayern, dort kam er stets allenfalls sporadisch als Ersatzmann zum Einsatz. Der Franzose war gewissermaßen der Nachfolger des einstigen Perspektivspielers Zirkzee in München gewesen, der sich damals trotz einigen Leihgeschäften und mehreren Anläufen keinen Startelfplatz beim Rekordmeister erspielen konnte. Um Spielpraxis zu sammeln, zog er am Ende in die italienische Seria A weiter, wo er auch nur mäßige 13 Tore in 58 Pflichtspielen bewerkstelligte. Trotzdem holte ihn United, in der Hoffnung, er würde in England durchstarten.
Mit den frühen Wechseln zu Tottenham und Manchester könnten sich Tel und Zirkzee nicht unbedingt einen Gefallen getan haben. Ohne bereits eine eigene Stabilität in den Leistungen zu haben, sind sie nun der Bürde ausgesetzt, sich bei sehr unruhigen Klubs mit hohem öffentlichen Interesse entwickeln zu müssen. Erschwerend kommen für sie der interne Konkurrenzkampf, die meist fehlende Geduld im Umfeld und eine enorme Erwartungshaltung dazu. Die Fallhöhe für Mathys Tel und Joshua Zirkzee ist daher gewaltig – wobei sie angesichts der Tabellenlage von Tottenham (12.) und United (15.) entgegenhalten könnten, dass beide Vereine doch gerade wie ein Sprungbrett für Talente anmuten.

Nur die Unterhaltung stimmt
Unter Ange Postecoglou spielt Tottenham Hotspur einen hochriskanten Fußball. Doch die Erfolge bleiben bisher aus. Im Halbfinale des EFL-Cups geht es nun gegen Liverpool schon um alles. Helfen soll FC-Bayern-Zugang Mathys Tel.