Transfers des FC Liverpool

Frimpong, Wirtz – und nun Ekitiké

24. Juli 2025, 13:39 Uhr

Willkommen beim FC Liverpool: Hugo Ekitiké, 23, stellt sich bei seinen neuen Mitspielern vor. (Foto: Propaganda Photo / Imago Images)
Willkommen beim FC Liverpool: Hugo Ekitiké, 23, stellt sich bei seinen neuen Mitspielern vor. (Foto: Propaganda Photo / Imago Images)

Der FC Liverpool investiert 300 Millionen Euro, um einen Generationswechsel zu vollziehen. Nach Florian Wirtz kommt Hugo Ekitiké aus der Bundesliga. Von den Transfers könnte auch der FC Bayern profitieren – der an Liverpools Luis Díaz interessiert ist.

Von Sven Haist, London

Das Finale der Klub-WM fand nahezu vor der Haustür der Fenway Sports Group statt. Die Investmentfirma, zu deren prominentesten Vermögenswerten der FC Liverpool zählt, hat ihren Sitz in Boston – gerade mal vier Autostunden von der Endspielstätte in New York entfernt. Es liegt daher nahe, dass die Unternehmensführung um den Börsenhändler John W. Henry, trotz der Abwesenheit des eigenen Vereins bei diesem Sommerturnier, die Finalisten so aufmerksam beobachtete wie die Aktienkurse an der Wall Street.

Besonders aufschlussreich dürfte für die datenaffine FSG-Riege gewesen sein, dass sowohl der neue Weltpokalsieger Chelsea FC als auch der unterlegene Champions-League-Gewinner Paris Saint-Germain die jüngsten Spitzenmannschaften Europas sind. Ihre Kaderstrukturen ähneln sich: teamorientierte Stars, vielseitige Talente und ein breites Aufgebot aufstrebender Spieler. Das Modell setzt die Konkurrenz unter Druck – auch den FC Liverpool. Und die Reds reagieren prompt: Nachdem sie vor zwei Jahren im Mittelfeld einen Generationswechsel vollzogen haben, weiten sie diesen jetzt auf Abwehr und Angriff aus.

Kein Zugang des FC Liverpool ist älter als 24 Jahre

Zwar hält der Liverpool FC an der Achse um Kapitän Virgil van Dijk (34), Mittelfeldmotor Alexis Mac Allister (26) und Torjäger Mohamed Salah (33) fest. Doch ringsum wird das Team erneuert. Als Konkurrent für Torwart Alisson Becker (32) verpflichtete der Verein bereits vor einem Jahr den zuletzt verliehenen Giorgi Mamardashvili; für den zu Real Madrid abgewanderten Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold kam Jeremie Frimpong von Bayer Leverkusen; und Milos Kerkez aus Bournemouth stellt eine Alternative zu Andy Robertson (31) und Kostas Tsimikas (29) dar. Zudem bewältigte man den Kraftakt, den bis zu 135 Millionen Euro teuren Angriffsallrounder Florian Wirtz aus Leverkusen abzuwerben. Keiner der Zugänge ist älter als 24. Und nun hat Liverpool auch eine Einigung mit Eintracht Frankfurt und dessen 23-jährigen Mittelstürmer Hugo Ekitiké erzielt.

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Ekitiké soll die Mittelstürmerlücke des FC Liverpool füllen

Der Franzose, der im Winter 2024 zunächst auf Leihbasis und dann für 16,5 Millionen Euro fest von PSG an den Main wechselte, dürfte inklusive Bonuszahlungen 95 Millionen Euro kosten. Zeitnah soll Ekitiké einen Langstreckenvertrag in Liverpool unterschreiben und dem Team um Trainer Arne Slot nachreisen, das sich derzeit auf einer Vorbereitungstournee in Asien befindet. Liverpool erhofft sich, dass Ekitiké die Lücke schließt, die der tragische Unfalltod von Diogo Jota hinterlassen hat. Denn die Geduld des Vereins mit dem einst für 85 Millionen Euro aus Benfica Lissabon geholten Darwin Núñez neigt sich dem Ende zu. Als Empfehlung kommt Ekitiké auf 26 Treffer und 14 Vorlagen in 65 Pflichtspielen für Frankfurt, wobei ihn vor allem sein sehenswertes Tor gegen Tottenham Hotspur in der Europa League ins Blickfeld rückte. Sein Profil (schnell, groß, abschlussstark) erinnert an Newcastle Uniteds Alexander Isak, um den sich Liverpool zunächst bemüht hatte. Doch diesen lässt Newcastle nicht ziehen.

Ekitikés Ablöse resultiert auch aus Frankfurts Verhandlungsgeschick

Ekitikés enormes Preisschild ergibt sich aus seinem bis 2029 laufenden Vertrag in Frankfurt, dem Handlungszwang von Liverpool – und einem Strategiewechsel des Frankfurter Sportsvorstands Markus Krösche. Nach dem Furor um den Last-Minute-Transfer des Frankfurters Randal Kolo Muani zu PSG vor zwei Jahren hat es Krösche zur Bedingung gemacht, dass Gespräche mit anderen Klubs über Großtransfers von eigenen Spielern schnell, geräuschlos und hochlukrativ ablaufen. Dies behagt diskreten agierenden Vereinen wie Liverpool, die die von Frankfurt abverlangten Beträge stemmen können. So hätte Krösches Eintracht bei einem Vollzug des Ekitiké-Deals in zwei Jahren ungefähr 350 Millionen Euro für insgesamt fünf Spieler eingenommen.

Liverpools Gesamtablösesumme für neue Spieler würde wiederum auf stattliche 300 Millionen Euro ansteigen – so viel Geld hat der Klub nie zuvor in einem einzigen Transferfenster ausgegeben. Der bisherige Höchstbetrag beläuft sich auf 190 Millionen, die fällig wurden, als man im Sommer 2018 unter Trainer Jürgen Klopp einen Transferangriff auf die Titel in der Premier League und Champions League plante – und beide Pokale in den zwei Folgesaisons dann gewann. Um die Investitionen zu stemmen, hat der Klub in den Vorjahren gespart. Darüber hinaus helfen die konstanten Erlöse aus dem Europapokal sowie die 2023 fertiggestellten Infrastrukturprojekte: Liverpool baute ein neues Trainingsgelände und erweiterte das Anfield-Stadion auf mehr als 60 000 Zuschauer. Und man verkaufte im September 2023 eine Minderheitsbeteiligung an das US-Kapitalvehikel Dynasty Equity für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.

Zur Querfinanzierung könnte der FC Liverpool Luis Díaz abgeben

Zur Querfinanzierung ist der Verein ebenfalls bereit, eigene Leistungsträger abzugeben. Bisher erwirtschaftete man 65 Millionen Euro. Mindestens diesen Betrag erwartet der LFC für die Freigabe des Linksaußen Luis Díaz, um den der FC Bayern vehement wirbt. Ein Abgang des Kolumbianers würde die Reds zweifellos schmerzen, aber dennoch ein kaum ausschlagbares Geschäft bedeuten – wie der 30-Millionen-Abschied Sadio Manés nach München 2022. Schließlich ist der nimmermüde Dribbler Díaz bereits 28. Weil dessen Vertrag im Juni 2027 ausläuft, bietet sich für die Reds nur noch jetzt die Gelegenheit, eine Ablöse in Höhe der zunächst veranschlagten 80 Millionen Euro zu kassieren.

Den FC Bayern scheint weder Díaz‘ Alter noch dess Ablöse zu stören

Die opulente Forderung scheint den FC Bayern und Sportvorstand Max Eberl überraschend genauso wenig abzuschrecken wie Díaz‘ Alter. Dabei haben die Münchner bereits elf (!) regelmäßig zum Einsatz kommende Akteure in ihrem Kader, die 28 und älter sind. Annähernd so viele Routiniers beherbergte im europäischen Spitzenfußball zuletzt überhaupt nur Inter Mailand und das fulminant abgestürzte Manchester City, das sich gerade runderneuert. Nach den Abgängen von Leroy Sané und Thomas Müller sowie der schweren Sprunggelenksverletzung von Jamal Musiala suchen die Bayern nach offensiven Verstärkungen – wobei mit Michael Olise, Kingsley Coman, Serge Gnabry und Raphaël Guerreiro immer noch vier renommierte Flügelspieler im Aufgebot stehen; zuzüglich dem teuer akquirierten Bryan Zaragoza und weiteren Talenten.

In Verhandlungsrunden um Díaz erscheint es vorstellbar, dass der Liverpool FC ein gutes Angebot zügig annimmt. Denn frisches Geld würde die Chance bieten, den eigenen Generationswechsel weiter voranzutreiben. Gesucht wird in Liverpool nämlich auch noch ein Innenverteidiger – und gegebenenfalls ein jüngerer Nachfolger für Luis Díaz.

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