Pep Lijnders wird Trainer bei RB Salzburg

Salzburgs “Pep” tritt aus Klopps Schatten

21. Mai 2024, 17:06 Uhr

"Klopps Pep": Pepjin Lijnders tritt aus dem Schatten des Deutschen und wird selbst Cheftrainer bei RB Salzburg zur neuen Saison. (Foto: John Walton / Imago)

Pep Lijnders wechselt als neuer Trainer zu RB Salzburg. Dem Assistenten von Jürgen Klopp beim FC Liverpool wird seit langem eine vielversprechende Karriere prophezeit – weil er Klopps Intensitätsfußball mit Ballbesitzideen verbindet. Besonders reizvoll dürfte für beide Seiten die Klub-WM 2025 sein.

Von Sven Haist, London

Der FC Red Bull Salzburg hat sich in der Premier League einen erstklassigen Ruf für seine Talentförderung erworben. Spitzenspieler wie Manchester Citys Erling Haaland, Liverpools Dominik Szoboszlai und früher Sadio Mané entwickelten sich in Salzburg maßgeblich weiter. Ebenso wie der ehemalige Leeds-Coach und nunmehrige Kanada-Teamchef Jesse Marsch. Einen solchen Karrieresprung erhofft sich nun auch der hoch angesehene Pepijn “Pep” Lijnders von seiner neuen Tätigkeit als Cheftrainer in Salzburg in der nächsten Saison. Dem langjährigen Assistenten von Jürgen Klopp beim FC Liverpool wird in Fachkreisen schon lange eine vielversprechende Karriere prognostiziert. Der Niederländer hatte immerzu betont, mit Klopp aufhören und danach selbst als Hauptverantwortlicher bei einem Klub arbeiten zu wollen.

Lijnders Verpflichtung ist eine Auszeichnung für Salzburg

So war es kaum verwunderlich, dass der FC Liverpool vor einigen Tagen bekannt gab, dass Pep Lijnders den Verein zusammen mit Klopp verlassen wird. Der Wechsel nach Salzburg sei ein Privileg und mache ihn stolz, sagte der 41-Jährige. Dem Verein bescheinigte er eine sehr gute Struktur mit einem besonderen Fokus auf die Jugendentwicklung. Die Verpflichtung gleicht einer Auszeichnung für Salzburg und stärkt das internationale Ansehen der österreichischen Bundesliga.

Das Abschiedsinterview von Pep Lijnders beim FC Liverpool.

Pep Lijnders machte sich in den Nachwuchsakademien bei PSV Eindhoven und dem FC Porto einen Namen, bevor ihn Liverpool im Sommer 2014 unter Vertrag nahm. Nach einer Saison als Jugendcoach wirkte er im Trainerstab von Brendan Rodgers und von Klopp mit. Im Winter 2018 übernahm Lijnders das Profiteam des niederländischen Zweitligisten NEC Nijmegen. Mit dem Klub verpasste er den Aufstieg in den Playoffs knapp. Zur neuen Saison kehrte er damals nach Liverpool zurück – als Klopps Kompagnon. Der Deutsche hatte sich seinerzeit unerwartet von seinem langjährigen Weggefährten Željko Buvac getrennt.

Pep Lijnders und Jürgen Klopp wirkten wie ein Dreamteam, sportlich und menschlich

Klopp und Lijnders wirkten auf Anhieb wie ein Dreamteam. Beide gelten als Frohnaturen, kommunikativ, zugänglich und lebensfroh. Und sie teilen die Leidenschaft für Paddle, eine dem Tennis ähnliche Sportart, die sie regelmäßig gemeinsam praktizieren. Klopp sei „so viel mehr als nur ein Kollege“, sagte Pep Lijnders kürzlich über ihre Beziehung. Auch ihre Spielphilosophien harmonierten, der Intensitäts- und Hochgeschwindigkeitsfußball des Deutschen und das mehr auf Ballbesitz ausgelegte Vorgehen des Niederländers. Durch Lijnders Ideen komplettierte sich Liverpools Spielweise, die bis dahin vor allem von Balleroberungen und Tempogegenstößen lebte.

Fortan gelang es der Mannschaft aus der Stadt der Beatles immer besser, auch gegen kompakte und defensivstarke Teams zu Torchancen zu kommen. Dieser Fortschritt ebnete an der legendären Anfield Road den Weg zum Champions-League-Sieg 2019 und zur langersehnten Meisterschaft 2020. Klopp lobte Lijnders immer wieder. Er sagte zu dessen Wechsel, jener sei ein super Trainer und einer der einflussreichsten Assistenten, die er je hatte. Salzburg dürfe sich über die Verpflichtung glücklich schätzen, sagte Klopp.

Pep Lijnders schrieb ein Buch über Liverpools Saison 21/22, der Titel: “Intensity”

Im Vergleich zu anderen Assistenztrainern bekam Pep Lijnders in Liverpool zusätzliche Verantwortlichkeiten übertragen. Er entwarf und leitete nicht nur Trainingseinheiten, sondern hielt mitunter sogar die Pressekonferenzen im League Cup ab. Er besaß großen Einfluss auf die Taktik und die Einwechslungen im Spiel. Auch bei der Verpflichtung des Portugiesen Vitor Matos als Schnittstelle zur Jugend sah es so aus, als wäre er entscheidend involviert gewesen: Er kannte Matos schließlich aus der gemeinsamen Zeit in Porto und wählte ihn nun wenig überraschend auch als seinen ersten Assistenten in Salzburg aus.

Pep Lijnders veröffentlichte vor zwei Jahren ein Buch über Liverpools Saison 21/22.

Lijnders Reputation veranschaulicht eine Anekdote aus seinem lesenswerten Buch „Intensity“, ein von Klopp genehmigter Insiderbericht über Liverpools Saison 2021/2022. Demnach habe ihn der Deutsche nach wenigen Wochen der Zusammenarbeit gebeten, ein Schreiben für ihn zu lesen, das er angeblich nicht verstehen würde. Als er seinem Chef mitteilte, es handele sich praktisch um ein Bewerbungsschreiben eines anderen Coaches, zerriss Klopp das Papier vor seinen Augen und warf es in den Müll. Dieser Moment habe ihm gezeigt, dass Klopp ihn wirklich respektierte, schreibt Pep Lijnders.

Die Klub-WM 2025 dürfte für Lijnders besonders reizvoll sein

Sein Wechsel zu Salzburg wirkt plausibel durchdacht. Nach nur vier Toren in sechs Vorrundenspielen der Champions League, die wenigsten aller Klubs, benötigt Österreichs Serienmeister eine flexiblere Ausrichtung in der Offensive. Und Lijnders bietet sich in Salzburg die Chance, unter Topbedingungen zu arbeiten, ohne der medialen Präsenz und dem Erwartungsdruck eines internationalen Spitzenvereins ausgesetzt zu sein wie in der Premier League. Besonders reizvoll dürfte für ihn die Klub-WM 2025 in den USA sein, für die sioch Salzburg qualifiziert hat. Im Idealfall kann sich Pep Lijnders so für einen Topklub empfehlen – um irgendwann vielleicht in die Fußstapfen von Klopp beim FC Liverpool zu treten.

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