Manchester City holt Ilkay Gündogan

Ausnahme für den Lieblingsspieler

23. Aug 2024, 18:36 Uhr

Dass Pep Guardiola (links) Ilkay Gündogan dessen Abschied von Manchester City nicht nachtrug, lag wohl auch, dass der Deutsche zum FC Barcelona ging, Peps Herzensklub. (Foto: Kieran McManus / Imago)
Dass Pep Guardiola (links) Ilkay Gündogan dessen Abschied von Manchester City nicht nachtrug, lag wohl auch, dass der Deutsche zum FC Barcelona ging, Peps Herzensklub. (Foto: Kieran McManus / Imago)

Abschied vom DFB-Team, dann Rückwechsel zu Manchester City: Nach einer turbulenten Woche kehrt Ilkay Gündogan dem FC Barcelona den Rücken zu, weil der Klub ihn loswerden wollte. Als Gündogan Guardiola kontaktierte, war der Trainer angetan – aber Kapitän wie einst ist er erst mal nicht mehr.

Von Sven Haist, London

In seiner Trainerlaufbahn ist Pep Guardiola bisher nicht dadurch aufgefallen, sonderlich viele Spieler zu holen, mit denen er zuvor bereits zusammengearbeitet hatte. Der Katalane, der nach seinen Stationen beim FC Bar­cel­ona und dem FC Bayern nun seit 2016 in Diensten von Manchester City ist, trainierte lediglich die Spanier Thiago Alcantara und Nolito bei zwei verschiedenen Vereinen – wobei er beide jeweils nur einmal einstellen liess. Denn zu seinen unverrückbar wirkenden Transfergesetzen gehört es, in der Regel keinen Spieler von seinen ehemaligen Klubs zu verpflichten. Doch für Ilkay Gündogan, einen seiner absoluten Lieblingsfussballer, macht Guardiola eine Ausnahme – er hat ihn nun als einzigen Spieler sogar zum zweiten Mal angestellt.

Am Freitagmittag bestätigte Manchester City die sich in dieser Woche abzeichnende Rückholaktion des Mittelfeldspielers. Gündogan kommt nach nur einer Saison ablösefrei vom FC Barcelona zurück, nachdem er City im Sommer 2023 nach Vertragsende dorthin verlassen hatte. Seinerzeit suchte er im Herbst seiner Karriere nochmals eine neue Herausforderung. Er hatte soeben erstmals in seiner Karriere die Champions League gewonnen und die Citizens als Captain zum Titel-Triple geführt. Trotz Guardiolas Bemühungen um seinen Verbleib entschied sich der heute 33-Jährige zu einem Wechsel. Die Anziehungskraft Barcelonas, das einst unter Guardiola von 2008 bis 2012 jenen wunderschönen Kurzpassfussball aufführte, für den Gündogan seitdem schwärmt, war einfach zu gross.

Gündogans Fürsprecher verließen in der Vorsaison den Klub

Allerdings servierte ihn der früher als edel im Ruf stehende FC Barcelona in der Vorbereitung auf diese Spielzeit ungebührlich ab. Der Klub engagierte den wesentlich jüngeren Spielmacher Dani Olmo für 55 Millionen Euro von RB Leipzig – sodass Gündogan auf einmal aus der Gunst fiel. In der Vorsaison hatte er die meisten Pflichtspiele des Teams bestritten. Das hing auch damit zusammen, dass Barças Fussballdirektoren Mateu Alemany und Jordi Cruyff sowie der Trainer Xavi, die den Deal mit Gündogan eingefädelt hatten, alle inzwischen nicht mehr im Verein sind. Es hiess, Barça müsste den Routinier aufgrund der finanziellen Schieflage loswerden, um den teuren Zuzug Olmo bei der Liga registrieren zu können. In der Abschiedserklärung, in der Gündogan unterstrich, wie viel ihm die kurze Zeit dennoch bedeutete («wollte immer bei Barça spielen»), merkte er elegant an, sein Weggang stimme ihn etwas weniger traurig, wenn er dadurch dem Klub finanziell helfen könne.

Als Ausweg kontaktierte Gündogan Guardiola, der war von einer erneuten Anstellung angetan. Zu den Gründen zählte zum einen die persönliche Verbundenheit zwischen beiden nach sieben gemeinsamen Jahren in Manchester; Gündogan war der erste Transfer, den Guardiola als City-Trainer getätigt hatte; dabei war es sicher kein Nachteil, dass der Spieler ausgerechnet Barcelona verfiel, dem Herzensklub Guardiolas. Und zum anderen die sportliche Qualität des Mittelfeldstrategen. Durch den Weggang von Julián Álvarez brach City kürzlich eine offensive Alternative weg, die der Klub nun erschwinglich kompensieren kann.

Guardiolas Respekt ist gewiss – doch Kapitän ist nun Kyle Walker

Gündogan erhält einen Einjahresvertrag mit Option bis 2026. Im Gegensatz zu vielen neuen City-Profis, die erst einmal eine Zeit lang benötigen, um sich an den Spielstil zu gewöhnen, muss er sich nicht erst einarbeiten. Er ist eine sofortige Verstärkung. Der einzige Unterschied zu vor einem Jahr besteht darin, dass der Deutsche nicht mehr Kapitän der Mannschaft ist und seine damalige Rückennummer 8 bereits vergeben ist. Doch in Rangordnungen hat Gündogan ohnehin nie gedacht. Ihm dürfte die geringere Verantwortung vielleicht sogar gelegen kommen. Er hat mehr Zeit für seine Familie. Auch deshalb trat er in dieser für ihn turbulenten Woche aus der Nationalelf zurück.

Der Respekt von Pep Guardiola ist ihm garantiert. Der äusserte sich einst im FC Bayern auf Nachfrage zu seinen Transferzielen wie folgt: «Thiago oder nix!» Dieses Zitat könnte jetzt genauso gut für Ilkay Gündogan gelten.

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