Fußballerinnen von Manchester United

Männer bevorzugt

22. Aug 2024, 18:08 Uhr

Jim Ratcliffe (Mitte), der für den Sport zuständige Minderheitsbesitzer von Manchester United, verfolgte das FA-Cup-Finale der Männer im Mai vor Ort. Zum Cup-Endspiel der United-Frauen zwei Wochen vorher kam er nicht. (Foto: Andy Rowland / Imago)
Jim Ratcliffe (Mitte), der für den Sport zuständige Minderheitsbesitzer von Manchester United, verfolgte das FA-Cup-Finale der Männer im Mai vor Ort. Zum Cup-Endspiel der United-Frauen zwei Wochen vorher kam er nicht. (Foto: Andy Rowland / Imago)

In einem TV-Interview irritiert Jim Ratcliffe mit seinen Aussagen zu den Fußballerinnen von Manchester United. Kurz darauf muss das Frauenteam für diese Saison das Trainingsgebäude wechseln – wegen den Männern. Über die Unzufriedenheit soll auch die Fußballer-Gewerkschaft informiert worden sein.

Von Sven Haist, London

Wahrscheinlich hätte sich Manchester United kürzlich viel Kritik erspart, wenn sich der seit Weihnachten für die Fussballabteilung zuständige neue Minderheitseigentümer Jim Ratcliffe genauso für das Frauenteam seines Klubs eingesetzt hätte wie für die Männer. In einem knapp dreiviertelstündigen TV-Interview mit Bloomberg wirkte der Brite jedoch überrascht und unvorbereitet, als er darauf angesprochen wurde, wie die Perspektive der United-Frauen aussehe.

Im TV-Interview wirkt Jim Ratcliffe kurz angebunden, als sich das Gespräch nach 25 Minuten kurz um die Frauen von Manchester United dreht.

Kurz angebunden antwortete Jim Ratcliffe, der sich zu den anderen Themen jeweils ausführlich äusserte, dass diese doch erst den FA Cup gewonnen hätten. Auf die Nachfrage, ob auch sein Klub plane, die Frauen von den Männern zu lösen und als eigenes Business zu führen, wie das Chelsea neulich gemacht hat, sagte der 71-Jährige, dass er noch nicht so weit ins Detail gegangen sei. Bisher habe man sich darauf konzentriert, die Probleme «der ersten Mannschaft» zu lösen – womit er zweifelsfrei das Männerteam meinte.

Jim Ratcliffe hat noch keinen Plan für das Frauenteam

Die Aussagen lösten in England einen Aufschrei aus, weil sie das irritierende Gefühl hinterliessen, dass Jim Ratcliffe die Männer im Verein gegenüber den Frauen priorisiert. Dieser Eindruck verfestigte sich, als Manchester United bald darauf bekanntgab, das Frauenteam müsse für die Saison 2024/25 aus dem vor einem Jahr für 10 Millionen Pfund eröffneten Trainingsgebäude in eine mobile Anlage umziehen – damit das Männerteam die Einrichtungen nutzen könne. Der Grund dafür sind Modernisierungsarbeiten für kolportierte 50 Millionen im Männerbereich.

Angeblich soll sich der Klub um alternative Möglichkeiten bemüht haben, gelangte aber zur Erkenntnis, dies sei die bestmögliche Entscheidung, weil die Frauen so immerhin weiter die Trainingsplätze sowie die Fitness- und Essenseinrichtungen nutzen könnten. Ein Ausweichen der Männer in Container stand offenbar nicht wirklich zur Debatte. Das Vorgehen lässt sich vielleicht ökonomisch erklären: Die Frauen machen im Vergleich zu den Männern nur einen kleinen Teil des Klubumsatzes aus. Allerdings konterkariert es die Bemühungen, den Frauenfussball zu fördern und sie mit den Männern gleichzustellen.

Die sportlichen Probleme der Frauen gleichen denen der Männer

Das Sportmagazin «The Athletic» berichtet, dass die englische Profifussballer-Gewerkschaft (Professional Footballers’ Association) über die Unzufriedenheit des Frauenteams bei Manchester United informiert worden sei. Dies wäre das zweite Mal in drei Jahren, nachdem sich einige Spielerinnen bereits 2021 über die Trainingsbedingungen beklagt hatten. Die Frauen von United schnitten jüngst – wie die Männer – trotz Cup-Sieg enttäuschend ab, der fünfte Platz in der Vorsaison war das schlechteste Ligaergebnis. Daraufhin verliessen wie im Vorjahr mehrere Leistungsträgerinnen den Klub, unter ihnen die englische Nationaltorhüterin Mary Earps. Sie wechselt ablösefrei zu Paris Saint-Germain.

Die sportlichen Probleme gleichen denen der Männer. Nur ist dort das Bemühen von Jim Ratcliffe nach Besserung klar herauszuhören.

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